Trumps Zoll-Poker: Wie Panikkäufe die US-Wirtschaft lähmen und Rezessionsängste befeuern

Die neuesten Zahlen aus Washington schlagen ein wie eine Bombe: Die US-Wirtschaft ist im ersten Quartal 2025 überraschend geschrumpft, um annualisierte 0,3 Prozent. Nach fast drei Jahren soliden Wachstums markiert dies eine jähe Kehrtwende und nährt die Furcht vor einer heraufziehenden Rezession. Doch die nackten Zahlen erzählen nur die halbe Wahrheit. Ein genauerer Blick offenbart ein komplexes Bild, geprägt von statistischen Verzerrungen, politischer Unsicherheit und den unübersehbaren Folgen der von Präsident Trump forcierten Zollpolitik.  

Statistischer Trugschluss? Die Fata Morgana der Importflut

Auf den ersten Blick wirkt der Absturz dramatisch, insbesondere im Vergleich zum robusten Wachstum von 2,4 Prozent im Vorquartal. Verantwortlich dafür ist jedoch weniger ein fundamentaler Einbruch als vielmehr ein paradoxer Effekt in der Konjunkturmessung: Ein massiver Anstieg der Importe. Unternehmen und Konsumenten rissen sich geradezu um ausländische Waren – von Autos über Elektronik bis hin zu Möbeln –, um den angekündigten Strafzöllen zuvorzukommen, die im April größtenteils in Kraft traten. Im März übertrafen die Importe die Exporte fast um das Doppelte, was zu einem Rekordhandelsdefizit führte.  

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Da Importe in der BIP-Berechnung als Minus verbucht werden (weil sie nicht im Inland produziert wurden), drückte diese künstlich aufgeblähte Importwelle das Gesamtwachstum massiv ins Negative. Einige Analysten argumentieren daher, die zugrundeliegende Wirtschaftsaktivität, gemessen an Konsum und Investitionen, sei trotz einer Verlangsamung noch immer solide gewesen. Andere sehen das kritischer: Das Wachstum sei schlicht „verschwunden“, kommentierte etwa Chris Rupkey von Fwdbonds. Man dürfe die Zahlen nicht schönreden. Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen: Die Statistik ist durch die Vorziehkäufe stark verzerrt, doch auch bereinigt davon zeigt sich eine Abkühlung.  

Vorboten des Sturms: Unsicherheit und Zukunftsängste

Gravierender als die statistischen Kapriolen sind jedoch die realwirtschaftlichen Bremsspuren und die wachsende Nervosität. Die Vorziehkäufe selbst sind ein Warnsignal: Konsumenten und Firmen haben Ausgaben vorgezogen, was auf schwächere Nachfrage in den kommenden Quartalen hindeutet. Tatsächlich hat sich der private Konsum bereits verlangsamt, insbesondere bei größeren Anschaffungen. Unternehmen halten sich mit Investitionen und Neueinstellungen zurück.  

Die Unsicherheit über die Zollpolitik und deren sprunghafte Verkündung durch die Trump-Regierung lähmt die Akteure. Während Trump die Schuld für die schwachen Zahlen seinem Vorgänger Biden zuschiebt und einen baldigen „Boom“ durch die Zölle verspricht, sehen Ökonomen wie Tobias Basse von der Nord-LB genau darin die Ursache: Die Furcht vor den Zöllen habe die Vorzieheffekte ausgelöst. Die Prognosen sind düster: Experten erwarten steigende Inflation und weiter sinkendes Wachstum als Folge der Zölle. Das Konsumklima ist auf den tiefsten Stand seit Mai 2020 abgestürzt, ein Niveau, das typischerweise in Rezessionen beobachtet wird. Selbst wenn die Ausgaben kurzfristig noch nicht eingebrochen sind, zeigen sich Verhaltensänderungen: Konsumenten weichen auf günstigere Angebote aus, wie das Beispiel der Restaurantkette Carmine’s zeigt, und fragen bei Buchungen nach Stornierungsbedingungen – ein klares Zeichen für Verunsicherung.  

Angesichts dieser Gemengelage und der widersprüchlichen Daten hält sich die US-Notenbank Fed mit weiteren Zinsschritten zurück, trotz des Drucks aus dem Weißen Haus. Fed-Chef Powell äußerte sich besorgt über das Ausmaß der Zölle und deren wahrscheinliche Effekte. Die amerikanische Wirtschaft mag widerstandsfähig sein, doch die Zollpolitik legt ihr schwere Lasten auf, deren volle Wucht sich erst noch entfalten wird. Die vermeintliche Stärke des Vorquartals könnte sich als trügerisch erweisen – ein Vorgeschmack auf stürmischere Zeiten.

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