
US-Präsident Donald Trump hat mit der gestrigen Ankündigung umfassender und in ihrer Höhe beispielloser Zölle auf Importe aus nahezu allen Ländern eine Zäsur in der internationalen Handelspolitik vollzogen. Was als „Liberation Day“ für die amerikanische Wirtschaft inszeniert wurde, entpuppt sich als gefährlicher Frontalangriff auf das multilaterale Handelssystem, das nach den Schrecken des Zweiten Weltkriegs mühsam errichtet wurde. Diese protektionistischen Maßnahmen stellen eine radikale Abkehr von den Prinzipien des freien und regelbasierten Handels dar und bergen immense Risiken für die Weltwirtschaft und die geopolitische Stabilität.
Rhetorik der „Ausplünderung“: Ein Brandbeschleuniger für globale Spannungen
Die Begründungen für diesen beispiellosen Schritt entbehren jeglicher stichhaltiger ökonomischer Grundlage und sind von einer aggressiven, ja diffamierenden Rhetorik geprägt. Trumps wiederholte Behauptungen, die Vereinigten Staaten seien von „Freunden und Feinden gleichermaßen gebrandschatzt, vergewaltigt und ausgeplündert“ worden, sind nicht nur historisch unzutreffend, sondern auch ein gefährlicher Versuch, Sündenböcke für innenpolitische Herausforderungen zu finden. Die pauschale Verurteilung von Handelspartnern als „fremde Betrüger“ und „fremde Aasfresser“ ist eines Staatsoberhaupts unwürdig und vergiftet das Klima internationaler Beziehungen auf unvorstellbare Weise. Anstatt auf Kooperation und Verhandlungen zu setzen, wählt die US-Regierung den Weg der Konfrontation und des unilateralen Aktionismus, der die Fundamente der globalen Ordnung zu untergraben droht.
Globale Ordnung in Gefahr: Eskalation und unkalkulierbare Folgen
Die angekündigten Zölle, die neben einem pauschalen Mindestsatz von zehn Prozent für viele Länder deutlich höhere „reziproke“ Abgaben vorsehen, sind als beispiellose Eskalation zu bewerten. Die willkürliche Festlegung der Zollsätze, deren Berechnungsgrundlage selbst engsten Verbündeten schleierhaft bleibt, demonstriert eine eklatante Missachtung internationaler Handelsnormen und die Prinzipien der Welthandelsorganisation. Die Reaktion der betroffenen Staaten, die bereits Gegenmaßnahmen ankündigen, ist eine logische und zu erwartende Folge dieser aggressiven Politik. Die Gefahr eines sich immer weiter hochschaukelnden Handelskrieges, der globale Lieferketten zerreißt, Unternehmen in die Unsicherheit treibt und letztendlich die Konsumenten mit steigenden Preisen belastet, ist real und bedrohlich.
Die historische Parallele zum Smoot-Hawley-Gesetz der 1930er Jahre, das eine globale Handelskriegswelle auslöste und die Weltwirtschaftskrise verschärfte, ist alarmierend. Trumps „Liberation Day“ könnte sich als Wendepunkt erweisen – nicht hin zu einer neuen Ära des Wohlstands, sondern zu einem Zeitalter der protektionistischen Abschottung und internationaler Spannungen. Die Welt steht vor einer Zerreißprobe, in der die Prinzipien der Zusammenarbeit und des multilateralen Handels gegen den gefährlichen Unilateralismus eines US-Präsidenten verteidigt werden müssen.