Tesla im politischen Kreuzfeuer: Elon Musks riskantes Spiel gefährdet den Elektroauto-Pionier

Die einst unangefochtene Vorherrschaft von Tesla auf dem Markt für Elektrofahrzeuge gerät ins Wanken, und die Schuld daran liegt nicht allein in der wachsenden Konkurrenz oder einer allgemeinen Marktsättigung. Vielmehr scheint sich der Wind für den einstigen Innovationsführer unter der Ägide seines exzentrischen CEO Elon Musk zunehmend zu drehen – maßgeblich befeuert durch dessen umstrittene politische Aktivitäten und die damit einhergehende Erosion des Markenimages. 

Zunehmend wird Tesla in seinem wichtigsten Markt außerhalb der Vereinigten Staaten, China, von heimischen Herstellern förmlich überrollt. Jüngere Käufer in China bevorzugen zunehmend lokale Marken, die als innovativer und preisattraktiver wahrgenommen werden. Während Elon Musk einst für die Initialzündung der chinesischen Elektroautoindustrie gefeiert wurde, sehen sich Tesla-Kunden nun mit einer Realität konfrontiert, in der chinesische Hersteller nicht nur aufholen, sondern in puncto Design und Preis-Leistungs-Verhältnis teilweise sogar die Nase vorn haben. 

Doch die Probleme Teslas beschränken sich längst nicht mehr auf den chinesischen Markt. In den Vereinigten Staaten, dem einstigen Kernmarkt des Unternehmens, mehren sich die Anzeichen einer tiefgreifenden Krise. Der Aktienkurs ist seit seinem Höchststand im Dezember um mehr als die Hälfte eingebrochen. Im Jahr 2024 verkaufte Tesla erstmals weniger Autos als im Vorjahr. Auch in Europa brach der Absatz zu Jahresbeginn regelrecht ein. Diese Entwicklung fällt in eine Zeit, in der global und in Europa eigentlich immer mehr Elektroautos verkauft werden, was die Misere von Tesla umso deutlicher unterstreicht. Experten sehen in Elon Musks zunehmend kontroversen Entscheidungen, insbesondere seiner engen Zusammenarbeit mit dem politisch spaltenden Präsidenten Trump, einen wesentlichen Faktor für diesen Abwärtstrend.

Der CEO als Politikum: Musks Engagement für Trump und DOGE schadet der Marke

Seit Donald Trumps Wahlsieg hat sich Elon Musk nicht nur als glühender Unterstützer des Präsidenten positioniert, sondern auch eine zentrale Rolle in dessen Regierung eingenommen. Als Leiter des sogenannten „Department of Government Efficiency“ (DOGE) ist Musk maßgeblich an drastischen Ausgabenkürzungen und dem Abbau von Arbeitsplätzen in Bundesbehörden beteiligt. Diese Mission des CEO als – ungewählter – Kahlschläger des Staates löst zunehmend Widerstand aus, der sich unweigerlich auch auf sein Unternehmen überträgt. Unter dem Hashtag #TeslaTakedown koordinieren sich Kritiker in den sozialen Medien, und vor Tesla-Showrooms kommt es vermehrt zu Demonstrationen und sogar Vandalismus. In Berlin wurde eine Tesla-Filiale mit Farbe beschmiert, und in den USA berichteten Medien über in Brand gesteckte Ladesäulen und Schüsse auf ein Ladenlokal.

Die amerikanische Öffentlichkeit blickt gespalten auf Musks Aktivitäten. Während einige Sympathien für sein Vorhaben hegen, Bürokratie abzubauen, sehen viele seine radikalen Einschnitte, etwa im Bildungsministerium oder der Entwicklungshilfeorganisation USAID, kritisch. Selbst in Trumps Kabinett wächst offenbar der Widerstand gegen Musks rigorose Kürzungspolitik. Diese politische Polarisierung rund um Elon Musk führt dazu, dass der Kauf eines Tesla immer mehr zu einem politischen Statement wird: Wie hältst du es mit Musk?. Die Drogeriemarktkette Rossmann in Deutschland hat bereits entschieden, keine Teslas mehr als Dienstwagen anzuschaffen, explizit mit Musks Unterstützung für Donald Trump begründet.

Umfragen zeigen einen dramatischen Verlust an Strahlkraft für die Marke Tesla. Während im Jahr 2022 noch rund 23 Prozent der US-Autokäufer erwogen hätten, einen Tesla zu kaufen, sank dieser Wert im vergangenen Sommer auf nur noch knapp sieben Prozent. Die Experten führen dies auf Musks zunehmend kontroverse Entscheidungen zurück, die mit seiner Übernahme von Twitter (jetzt X) begannen und sich negativ auf Tesla auswirken, da kaum ein Unternehmen so eng mit dem Image seines CEOs verbunden sei. Manche Tesla-Besitzer fürchten bereits, dass der Wiederverkaufswert ihrer Fahrzeuge sinkt – eine für das Unternehmen gefährliche Spirale.

Trumps Wirtschaftspolitik als Brandbeschleuniger: Zölle und Marktverwerfungen treffen auch Tesla

Die wirtschaftspolitischen Entscheidungen von Präsident Trump tragen zusätzlich zur Verunsicherung bei und könnten Teslas Krise weiter verschärfen. Trumps protektionistische Handelspolitik, insbesondere die Einführung von Zöllen auf Importe, hat nicht nur globale Handelsströme ins Wanken gebracht, sondern droht auch US-amerikanischen Unternehmen wie Tesla zu schaden. In einem nicht unterzeichneten Brief an den US-Handelsbeauftragten warnte Tesla vor den negativen Folgen dieser Zölle. Bereits frühere Zusatzzölle hätten die Produktionskosten von Tesla in den USA teilweise erhöht und die Fahrzeuge im Ausland teurer gemacht, was ihre Wettbewerbsposition geschwächt habe. Zudem würden US-Unternehmen bei Handelskriegen schnell von Gegenmaßnahmen anderer Länder betroffen sein. Kanada und die Europäische Union haben bereits auf Trumps Zölle mit eigenen Maßnahmen reagiert. Tesla gab zu bedenken, dass manche Bauteile und Rohstoffe auch bei der Produktion in den USA zwangsläufig aus dem Ausland bezogen werden müssten.

Trotz dieser Warnungen aus dem eigenen Lager hält Präsident Trump an seinem Kurs fest und inszeniert sich demonstrativ als Unterstützer von Elon Musk und Tesla. Eine exklusive Autoshow im Weißen Haus, bei der Trump öffentlichkeitswirksam in einen roten Tesla Model S stieg und seine Bewunderung für die Fahrzeuge zum Ausdruck brachte, zielte offensichtlich darauf ab, die angeschlagenen Verkaufszahlen anzukurbeln und Musk demonstrativ den Rücken zu stärken. Trump lobte Musk als „Patrioten“ und versprach, selbst einen Tesla zu kaufen, um seine Unterstützung zu zeigen. Diese ungewöhnliche Zurschaustellung der Präsidentenmacht zugunsten eines privaten Unternehmens rief jedoch umgehend Kritik hervor. Experten und Ethikexperten bemängelten die Vermischung von privaten und öffentlichen Interessen und warnten vor einer weiteren Erosion ethischer Standards im Weißen Haus. Richard Painter, ehemaliger Chefethiker unter Präsident George W. Bush, sprach von einer Überschreitung ethischer Grenzen.

Auch die allgemeine wirtschaftliche Lage unter Trump trägt zur Unsicherheit bei. Ein Kurssturz an den Aktienmärkten, steigende Preise durch Zölle und wachsende Rezessionsängste belasten die Konsumstimmung. Ökonomen warnen schon vor einer sogenannten „Trumpzession“, einem wirtschaftlichen Abschwung, der maßgeblich auf Trumps erratische Politik zurückzuführen sei. Während die US-Wirtschaft einst als Champion unter den Industrienationen galt, mehren sich nun die Anzeichen einer deutlichen Eintrübung. Selbst konservative Ökonomen äußern sich besorgt über die langfristigen Folgen von Trumps Kurs.

Angesichts dieser komplexen Gemengelage steht Tesla vor einer ungewissen Zukunft. Die einstige Innovationskraft und der Pioniergeist des Unternehmens scheinen unter dem Schatten der politischen Eskapaden seines CEO zu leiden. Ob Elon Musk den Kurs noch korrigieren und das Vertrauen seiner ursprünglichen Kundenbasis zurückgewinnen kann, bleibt abzuwarten. Fest steht jedoch, dass Teslas Krise weit mehr ist als nur ein unternehmerisches Problem – sie ist ein Symptom einer tiefgreifenden politischen und wirtschaftlichen Verunsicherung in den Vereinigten Staaten.

Der Politik-Podcast mit Alana & Ben

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