
Nach langen und intensiven Verhandlungen in London hat US-Präsident Donald Trump einen großen Erfolg im Handels-Krieg mit China verkündet. Er sagte, der „Deal“ sei fertig und ein Sieg für Amerika. Aber bei genauerem Hinsehen ist dieser angebliche Erfolg nur ein sehr zerbrechlicher Waffen-Stillstand ohne wirkliche Substanz.
Die USA und China stecken in einem erbitterten Wirtschafts-Konflikt fest. Präsident Trump setzt dabei auf die brachiale Gewalt von hohen Zöllen. Zölle sind Steuern auf Waren aus anderen Ländern. China antwortet darauf mit seiner Kontrolle über Rohstoffe, die für die gesamte Weltwirtschaft entscheidend sind. Die Verhandlungen in London zeigen, dass es in diesem Streit keine einfachen Gewinner gibt.
Was Präsident Trump als fertigen „Deal“ verkauft, nennen selbst Mitglieder seiner eigenen Regierung nur ein „Rahmenwerk“. Das bedeutet, es ist nur eine grobe Absprache, um in Zukunft weiter verhandeln zu können. Von einem fertigen Vertragstext gibt es keine Spur. Auch die von Trump verkündete Zoll-Dominanz ist irreführend. Die Realität der gegenseitigen Zoll-Belastungen ist weitaus komplizierter. Die öffentliche Darstellung und die diplomatische Realität passen nicht zusammen. Der vermeintliche Durchbruch von London ist in Wahrheit nicht mehr als eine kurze Atempause in einem Handelskrieg, den die Trump-Regierung begonnen hat, ohne die wahren Machtverhältnisse vollständig zu verstehen.
Chinas schärfste Waffe: Die Herrschaft über Seltene Erden
Das wichtigste und gefährlichste Druckmittel im aktuellen Konflikt liegt in den Händen der chinesischen Regierung in Peking. Es ist die nahezu vollständige Kontrolle über den weltweiten Markt für „Seltene Erden“ und die daraus hergestellten Hochleistungs-Magnete.
Diese besonderen Metalle sind das unsichtbare Herzstück unserer modernen Wirtschaft. Sie sind absolut unverzichtbar für die Produktion von sehr vielen Dingen. Man braucht sie zum Beispiel für Elektro-Autos, Wind-Turbinen, Smartphones, aber auch für moderne Waffen wie Kampf-Jets und Raketen-Systeme. Ohne diese Rohstoffe aus China würde in vielen amerikanischen und europäischen Fabriken die Produktion stillstehen. Ein Experte aus der Auto-Industrie formulierte es drastisch: „China hat uns wirklich in der Zange“.
Chinas Dominanz auf diesem Markt ist kein Zufall. Sie ist das Ergebnis einer jahrzehntelangen und sehr schlauen Strategie. China kontrolliert heute rund 70 Prozent des weltweiten Abbaus von Seltenen Erden. Noch wichtiger ist aber: Über 90 Prozent der Weiter-Verarbeitung dieser kritischen Rohstoffe finden in China statt.
Diese Monopol-Stellung ist entstanden, weil die Verarbeitung der Seltenen Erden sehr umwelt-schädlich ist. In den 1990er Jahren haben westliche Länder wie die USA diese schmutzige Arbeit gerne nach China verlagert, wo die Umwelt-Auflagen nicht so streng und die Kosten viel niedriger waren. In dieser Zeit hat China den Weltmarkt mit extrem billigen Seltenen Erden überschwemmt. Die westlichen Firmen konnten mit diesen Preisen nicht mithalten und mussten ihre eigenen Minen und Fabriken schließen. Zum Beispiel schloss die letzte große amerikanische Mine im Jahr 1998.
China hat schon früher gezeigt, dass es bereit ist, diese Abhängigkeit als politische Waffe einzusetzen. Im Jahr 2010 stoppte China die Lieferungen nach Japan wegen eines Streits um Inseln. Im aktuellen Konflikt mit den USA geht China aber etwas vorsichtiger vor. Es hat den Export der Seltenen Erden durch neue und komplizierte Lizenzen eingeschränkt. So will es die USA unter Druck setzen, aber nicht so sehr, dass diese gezwungen sind, mit riesigen Investitionen eine komplett neue, eigene Lieferkette aufzubauen. Das würde für die USA mindestens fünf Jahre dauern und wäre extrem teuer.
Ein Handels-Krieg aus dem Bauch heraus: Trumps unberechenbare Strategie
Der langen und geduldigen Strategie von China steht ein amerikanischer Politik-Stil gegenüber, der sehr impulsiv, widersprüchlich und oft unberechenbar ist. Präsident Trump hat den Handels-Krieg mit der Überzeugung begonnen, er sei „gut und einfach zu gewinnen“. Seine Haupt-Waffe sind Zölle. Aber er hat die Zölle nicht nur gegen den Rivalen China verhängt, sondern auch gegen enge Freunde und Partner der USA wie Kanada oder die Europäische Union. Das hat diese Länder sehr verärgert und mögliche Bündnisse gegen China von Anfang an erschwert.
Analysten sagen, Trumps Vorgehen ist chaotisch. Er kündigt harte Maßnahmen an und nimmt sie kurz darauf oft wieder zurück. Das schafft eine permanente Unsicherheit für Unternehmen und Investoren auf der ganzen Welt. Seine Strategie scheint weniger einem klugen wirtschafts-politischen Plan zu folgen. Es scheint ihm mehr darum zu gehen, Stärke für seine Wähler-Basis zu demonstrieren und die Schuld für wirtschaftliche Probleme dem Ausland zu geben. Experten sagen, ein kluger Präsident würde anders handeln. Er würde Partner und Verbündete suchen, um gemeinsam Druck auf China auszuüben. Präsident Trump aber isoliert die USA und versucht, den Kampf allein zu führen.
Die Kosten des Konflikts: Wer leidet unter dem Handels-Krieg?
Die Folgen dieser Politik sind schon jetzt für beide Seiten und die gesamte Weltwirtschaft deutlich spürbar. Der eskalierende Konflikt hat den Handel zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt stark einbrechen lassen. Chinas Exporte in die USA sind im Mai um 34 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gefallen. Das ist der stärkste Rückgang seit dem Jahr 2020. Die globale Unsicherheit verlangsamt das Wirtschafts-Wachstum und die Investitionen von Unternehmen.
Die konkreten Auswirkungen treffen das Herz der Industrie. Chinas Export-Beschränkungen für Seltene Erden haben bei den weltweiten Automobil-Herstellern Panik ausgelöst. Sie befürchteten einen kompletten Produktions-Stopp. In den USA musste eine Fabrik von Ford die Produktion bereits zeitweise einstellen. Gleichzeitig schaden die US-Zölle auch den amerikanischen Firmen. Wenn sie wichtige Teile aus China teurer einkaufen müssen, werden ihre eigenen Produkte teurer und sie sind auf dem Weltmarkt weniger wettbewerbsfähig.
In diesem Kräftemessen hat jede Seite ihre empfindlichen Stellen. Die USA versuchen, China mit Export-Verboten für High-Tech wie Computer-Chips zu treffen. China braucht diese Chips für seine technologische Entwicklung. China versucht, die USA mit dem Stopp der Seltenen Erden zu treffen. Analysten sagen, dass Chinas Waffe kurzfristig mehr schadet, weil der Mangel an Seltenen Erden heute schon zu Produktions-Stillständen in den USA führt.
Ein brüchiger Waffen-Stillstand ohne Gewinner
Der angebliche „Deal“ von London ist bei genauerer Betrachtung vor allem ein Tausch-Geschäft. Es scheint so, als hätten die USA einige ihrer harten Export-Verbote für Technologie zurückgenommen. Im Gegenzug hat China wohl zugesagt, wieder mehr von den lebenswichtigen Seltenen Erden zu liefern. Die Trump-Regierung hat also anscheinend einen hohen Preis bezahlt, um China zurück an den Verhandlungs-Tisch zu bekommen.
Das Ergebnis ist ein sehr instabiler Zustand, ein Frieden auf Abruf. Der Handels-Krieg ist nicht vorbei. Er ist nur in eine neue, vielleicht noch unberechenbarere Phase eingetreten. Die grundlegenden Probleme sind nicht gelöst und das Misstrauen ist tief. Die Leidtragenden dieser Politik sind die Unternehmen, die Arbeiterinnen und Arbeiter und die Verbraucherinnen und Verbraucher auf beiden Seiten des Pazifiks. Und eine Welt-Wirtschaft, die zwischen die Fronten eines Macht-Kampfes geraten ist, der mit harten Bandagen, aber ohne klaren Plan geführt wird.
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