
In der vierten Woche des „Government Shutdowns“ erleben die Vereinigten Staaten eine Zäsur, die weit über die gewohnten Bilder geschlossener Nationalparks hinausgeht. Was sich im Herbst 2025 in Washington vollzieht, ist kein gewöhnlicher Haushaltsstreit mehr. Es ist die fast ungestörte Exekution eines Plans, der die Fundamente des amerikanischen Staates neu gießt.
Dieser Shutdown ist keine Verhandlungstaktik; er ist das Ziel. Er ist der Deckmantel, unter dem eine „sprachliche Säuberung“ nach orwellschem Vorbild stattfindet, das Pentagon ideologisch unterworfen, das Justizministerium zur Waffe umfunktioniert und die physische Architektur der Hauptstadt nach dem Ebenbild eines einzigen Mannes geformt wird.
Gleichzeitig implodiert die amerikanische Außenpolitik. Ein erratischer Präsident demütigt den ukrainischen Staatschef nach einem Telefonat mit Wladimir Putin, stößt Europa vor den Kopf und führt einen undeklarierten Krieg in der Karibik, während er seine eigenen Farmer an der Heimatfront ruiniert. Die Woche offenbart eine Nation im Blindflug, deren administrative, ökonomische und moralische Instrumente bewusst demontiert werden.

US Politik Deep Dive: Der Podcast mit Alana & Ben
Der kalkulierte Kollaps: Wie Trump den Shutdown zur Waffe macht
An der augenfälligsten Front der Krise steht die legislative Paralyse. Die Republikanische Partei, die den Kongress kontrolliert, ist intellektuell und politisch handlungsunfähig, gefangen im 15-jährigen Kampf um das Affordable Care Act (ACA). Hardliner wie Senator Mike Lee fordern weiterhin die ersatzlose Streichung, während mindestens vierzehn moderate Republikaner aus „Swing Districts“ verzweifelt versuchen, genau jene auslaufenden Subventionen zu verlängern, von denen ironischerweise die Mehrheit ihrer eigenen Wähler in republikanisch regierten Staaten abhängt. Die Führung um Sprecher Mike Johnson, unfähig einen eigenen Plan vorzulegen, ist zum Statisten im eigenen Stillstand geworden.
Doch während der Kongress debattiert, handelt der Präsident. Donald Trump inszeniert nicht, wie 2018, seine Isolation („all alone (poor me)“), sondern demonstriert eine strategische Indifferenz. Er reist zu Golf-Wochenenden nach Mar-a-Lago, hält Fundraiser ab und empfängt Staatsgäste, als wäre der Regierungsapparat voll funktionsfähig. Die Botschaft: Der Teil des Staates, der ihm wichtig ist, funktioniert; der Rest ist irrelevant. Dieser „irrelevante“ Rest wird nun nicht nur stillgelegt, sondern permanent filetiert. Im Bildungsministerium nutzt Ministerin Linda McMahon den Shutdown, um die Behörde faktisch abzuschaffen. Nach einer Halbierung der Belegschaft im März wurden nun über 460 weitere Mitarbeiter permanent entlassen. Damit werden das Büro für Bürgerrechte (OCR) und das Büro für Sonderpädagogik (OSERS) ausgelöscht. Die Durchsetzung des Bundesgesetzes, das Kindern mit Behinderungen eine Schulbildung garantiert (IDEA), sowie Ermittlungen zu Diskriminierung an Universitäten sind damit beendet. Es ist eine De-facto-Abschaffung per Verwaltungsakt, die den Kongress umgeht.
Gleichzeitig schafft Trump einen Zwei-Klassen-Staat, indem er unilateral entscheidet, wer bezahlt wird. Mithilfe einer rechtlich höchst fragwürdigen Umschichtung von Pentagon-Mitteln – ein klarer Verstoß gegen den „Antideficiency Act“ und die verfassungsmäßige „Macht des Scheckbuchs“ des Kongresses – werden „essentielle“ Dienste wie das Militär, die Grenzschutztruppe (CBP) und die Einwanderungspolizei (ICE) weiterfinanziert. „Nicht-essentielle“ Dienste – Bürgerrechte, öffentliche Gesundheit, Forschung und Wirtschaftsaufsicht – werden bewusst ausgetrocknet.
Dieser administrative Umbau wird von einer ideologischen Kampagne flankiert, die direkt aus Orwells „1984“ zu stammen scheint, das im Weißen Haus nicht mehr als Warnung, sondern als „Blaupause“ dient. Der Angriff beginnt mit einer „sprachlichen Säuberung“. Nach Recherchen der „New York Times“ wurden über 200 Begriffe, darunter „Klimawandel“, „Rassismus“, „Vielfalt“ und „Frau“, systematisch aus dem Vokabular der Bundesbehörden verbannt. Das Ziel ist es, Konzepte aus dem Denken zu tilgen, indem man die Worte dafür verbietet. Dies wird nicht per Gesetz, sondern durch Androhung von Budgetkürzungen erzwungen, was zu einer „Atmosphäre der Angst und Selbstzensur“ führt.
Parallel dazu findet ein großangelegter Geschichtsrevisionismus statt. Tausende Regierungswebsites, darunter eine 20-jährige HIV-Datenbank der CDC, wurden gelöscht oder sind nicht mehr erreichbar. Nationale Klimaberichte sind offline genommen worden, um sie politisch zu säubern. In Schulbüchern in Florida werden Versklavte als „Schwarze Immigranten“ bezeichnet. Auch physische Symbole werden ausradiert: Der Name des LGBTQ-Aktivisten Harvey Milk wurde von einem Navy-Schiff entfernt, und der „Black Lives Matter Plaza“-Schriftzug in Washington physisch aus dem Boden gerissen.
Getragen wird diese administrative Revolution von einem intellektuellen Überbau. Denkfabriken wie das Claremont Institute und Denker wie Curtis Yarvin, der von Hardlinern wie J.D. Vance bewundert wird und offen ein „vollwertiges Wahrheitsministerium“ fordert, legitimieren Trump als „Abräumer“.
Während die Institutionen ideologisch entkernt werden, formt Trump auch die physische Hauptstadt nach seinem Willen. Der 123 Jahre alte Ostflügel des Weißen Hauses wird derzeit abgerissen, um Platz für einen opulenten, 90.000 Quadratfuß großen Ballsaal zu schaffen. Parallel dazu treibt Trump den Bau eines monumentalen Triumphbogens voran, der pünktlich zum 250. Geburtstag der Nation 2026 fertig sein soll.
Beide Projekte – mit Kosten von über 300 Millionen bzw. 250 Millionen Dollar – umgehen systematisch jede Kontrolle. Der Abriss am Weißen Haus begann während des Shutdowns, der die zuständige Aufsichtskommission (NCPC) lahmlegt. Deren Vorsitzender, der Trump-Loyalist Will Scharf, erklärte seine eigene Kommission kurzerhand für nicht zuständig – sie sei nur für den Aufbau, nicht den Abriss verantwortlich. Finanziert wird der Umbau „privat“ über den „Trust for the National Mall“, was maximale Intransparenz erlaubt. Die Spenderliste eines Fundraising-Dinners liest sich wie ein „Pay-to-Play“-Verzeichnis der US-Wirtschaft: Amazon, Apple, Google, Palantir, Lockheed Martin und die Größen der Krypto-Branche sichern sich mit Millionenspenden den direkten Zugang zum Präsidenten. Auf die Frage, für wen der Triumphbogen sei, antwortete Trump: „Für mich“.
Die Unterwerfung des Staates erstreckt sich auch auf die unabhängigen Gewalten. Das Justizministerium (DOJ) wird zur Waffe im „Lawfare“. Während politisch motivierte, juristisch dünne Anklagen gegen Trumps Gegner wie James Comey und Letitia James von loyalen Staatsanwälten wie Lindsey Halligan erzwungen werden, wurde eine substanzielle Anklage gegen einen anderen Trump-Kritiker, John Bolton, politisch instrumentalisiert. Karriere-Staatsanwälte hatten einen brisanten Fall vorbereitet: Bolton soll über 1.000 Seiten streng geheime Notizen über private E-Mail-Konten (darunter AOL) an seine Familie geschickt haben; eines dieser Konten wurde vom Iran gehackt. Dieser legitime Fall wird nun, zeitgleich mit den schwachen Anklagen, präsentiert, um den politischen Säuberungen den Anschein von Legitimität zu verleihen.
Noch radikaler ist der Umbau im Pentagon. Verteidigungsminister Pete Hegseth, selbst nie über den Rang eines Majors hinausgekommen, befehligte 800 Generäle nach Quantico, um sie über „kürzere Haarschnitte“ zu belehren. Doch hinter der Inszenierung steckt eine ideologische Mission. Hegseth, ein Anhänger der „dominionistischen“ Theologie (CREC), die ein biblisches Patriarchat und die Abschaffung des Frauenwahlrechts predigt, säubert das Militär. Er verbietet „Identity Months“, lässt Errungenschaften von Frauen tilgen und will Fitnessstandards am „höchsten männlichen Standard“ ausrichten, um Frauen faktisch aus Kampfeinheiten zu vertreiben. Sein Verbot von Bärten („Beardos“) trifft unverhältnismäßig Schwarze Soldaten, da diese zwei Drittel der medizinischen Ausnahmen ausmachen. Sein Hauptziel ist die Entmachtung der Militäranwälte (JAGs), die er verächtlich als „Jagoffs“ bezeichnet und als „Hindernisse“ für die Befehle des Präsidenten betrachtet – eine direkte Aushöhlung des Kriegsrechts.
Die zwei-geteilte Nation: Amerikas ökonomische Spaltung und die Geister der Inflation
Die administrative Demontage trifft auf eine zutiefst gespaltene Volkswirtschaft. Die Makrodaten, die eine erstaunliche Widerstandsfähigkeit signalisieren, sind eine Fassade. Dieser „Wohlstand“ wird fast ausschließlich vom reichsten Zehntel der Gesellschaft getragen, beflügelt von Börsenrekorden. An der Chicagoer „Magnificent Mile“ werden 20-Dollar-Cocktails konsumiert, während wenige Meilen entfernt Menschen für Lebensmittel anstehen. Gleichzeitig erodiert das Fundament. Haushalte mit niedrigem und mittlerem Einkommen erleben ein „Reversal of Fortune“: Nach einer kurzen Phase pandemiebedingter Lohnerhöhungen verzeichnen sie nun das langsamste Lohnwachstum aller Gruppen, während sie von Inflation und Zöllen in die Zange genommen werden.
Inmitten dieser Spaltung befindet sich die Federal Reserve im „Blindflug“. Der Shutdown blockiert die Veröffentlichung essenzieller Daten des Bureau of Labor Statistics (BLS). Wichtige Wirtschaftsdaten, wie die Inflationszahlen vom 15. Oktober, verzögern sich. Die Fed muss über Zinsen entscheiden, ohne die Realität messen zu können. Das Weiße Haus nutzt dieses Vakuum, um seine eigene Realität zu schaffen. Es verkündet eine „besiegte“ Inflation von 2,3 Prozent. Diese Zahl ist das Ergebnis einer unseriösen statistischen Methode, der „Annualisierung“ eines kurzen Siebenmonatszeitraums, die kurzfristige Schwankungen als Trend verkauft. Die reale 12-Monats-Rate (CPI), die die Fed nutzt, liegt bei hartnäckigen 2,9 bis 3,0 Prozent.

Die Fed steckt in der Zwickmühle: Senkt sie die Zinsen, um den Arbeitsmarkt zu stützen, verankert sie die Inflation meilenweit über dem Ziel. Hält sie die Zinsen hoch, würgt sie die Wirtschaft ab. Dieses Dilemma markiert das Ende der „seltsamen“ Wunderjahre (2008-2020), in denen hohe Defizite und niedrige Zinsen koexistierten. Die Realität der Zielkonflikte ist zurück, und Trumps frühere Politik der unverantwortlichen Steuersenkungen trifft nun auf einen Markt, der dafür keinen Spielraum mehr lässt.
Zusätzlich befeuert wird die Krise durch Trumps Einwanderungspolitik, die sich als Krieg gegen die eigene Wählerbasis entpuppt. Die „größte“ Abschiebekampagne der Geschichte stranguliert die US-Landwirtschaft, die zu über 50 Prozent von undokumentierten Arbeitern abhängig ist. Anhaltende Razzien führen zu „gespenstischer Ruhe“ auf den Feldern in Texas und Oregon. Farmer berichten von „null Arbeitern“ und massiven Ernteausfällen. Allein zwischen März und Juli brach die Zahl der Agrarbeschäftigten um 155.000 ein. Gleichzeitig sabotiert die Administration aktiv legale Wege. Das „Farm Labor Stabilization and Protection Pilot Program“ (FLSPP), das Farmern bei den Kosten für H-2A-Visa helfen sollte, wurde auf Eis gelegt. Farmer, die sich auf die zugesagten Gelder verließen – darunter Trump-Wähler in Colorado – stehen vor dem Ruin. Die Begründung für die Blockade der Forschungsgelder für das Programm: Es unterstütze „DEI“ (Diversity, Equity, and Inclusion). Das Ergebnis der Politik: Die US-Lebensmittelversorgung ist bedroht, und die Gemüsepreise stiegen allein zwischen Juni und Juli um 39 Prozent.
Die enthemmte Republik: Von Gaskammer-Witzen zur digitalen Jauche
Die ökonomische und administrative Brutalität spiegelt sich in der politischen Kultur wider. Eine Welle von Skandalen offenbart eine tiefe Verrohung, die alle Lager erfasst. Geleakte Telegram-Chats der „Jungen Republikaner“ (YR) in New York und Kansas offenbarten eine rechtsextreme Gedankenwelt: Mitglieder scherzten über Gaskammern, lobten Hitler und bezeichneten Schwarze als „Affen“ und „Wassermelonen-Leute“. Trumps Nominierter Paul Ingrassia musste zurückgezogen werden, nachdem Texte auftauchten, in denen er den Martin-Luther-King-Feiertag verfluchte und zugab, eine „Nazi-Strömung“ in sich zu haben.
Doch auch die Demokraten sind betroffen: Der AG-Kandidat Jay Jones (Virginia) fantasierte über „zwei Kugeln in den Kopf“ für einen republikanischen Kollegen. In Maine trägt der Senatskandidat Graham Platner ein Tattoo, das von der Anti-Defamation League als „Totenkopf“-Symbol der Nazi-SS identifiziert wurde.
Entscheidend ist die Reaktion: Während die „alte Garde“ der Republikaner in New York und Kansas die YR-Gruppen auflöste und Senatoren wie John Thune und James Lankford Ingrassia blockierten, wählte die „neue Garde“ den Gegenangriff. Vize-Präsident JD Vance verharmloste die Gaskammer-Fantasien als „kantige, offensive Witze“ von „Kindern“ und nutzte sofort „Whataboutism“, indem er auf den Demokraten Jones zeigte. Dies ist der „Trump-Effekt“: die Verbannung der Scham aus der Politik.
Passend zu dieser Entmenschlichung reagierte Trump auf die landesweiten „No Kings“-Demonstrationen (die sich gegen seine autoritären Tendenzen richten) mit einem Akt kalkulierter Propaganda. Er postete auf Truth Social ein KI-generiertes Video, das ihn als „König Trump“ in einem Kampfjet zeigt, der Exkremente auf die Protestierenden abwirft. Diese skatologische Bildsprache, flankiert von Rhetorik, die Demonstranten als „Marxisten“ diffamiert, ist eine Lehrbuchstrategie aus dem „autoritären Handbuch“, die Protestierende delegitimieren und entmenschlichen soll. Als der Musiker Kenny Loggins gegen die Verwendung seines Songs „Danger Zone“ protestierte, antwortete das Weiße Haus zynisch mit einem „Top Gun“-Meme.

Strukturell zementiert wird diese Polarisierung durch einen parteiübergreifenden „Krieg der Neuzuschnitte“. Angetrieben von der Trump-Administration (insbesondere JD Vance), die die knappe Mehrheit im Repräsentantenhaus für die Midterms 2026 sichern will, findet ein historisch ungewöhnliches Gerrymandering mitten im Jahrzehnt statt. Republikaner nutzen „Cracking“-Methoden, um demokratische Wähler in Städten wie Kansas City (Missouri) chirurgisch zu zerstückeln und ihre Stimmen in ländlichen Bezirken zu ertränken. In North Carolina zielen sie auf den historisch afroamerikanisch geprägten Distrikt von Don Davis. Befreit von den Fesseln der Justiz (nach einem Urteil des Supreme Court von 2019), sehen sich die Demokraten zur „unilateralen Abrüstung“ gezwungen und schlagen zurück: Selbst Reform-Verfechter wie Barack Obama und Eric Holder unterstützen nun zähneknirschend parteiische Neuzuschnitte in Kalifornien und Virginia.
Die Grauzone der Macht: Trumps diplomatischer Zickzack-Kurs und Europas Zerreißprobe
Die innenpolitische Volatilität findet ihre Entsprechung in der Außenpolitik. Die vergangene Woche markierte eine Zäsur für die Ukraine. Präsident Wolodymyr Selenskyj reiste nach Washington, um für strategische Waffen wie Tomahawk-Marschflugkörper zu werben. Stattdessen erlebte er eine „diplomatische Eiszeit“. Auslöser war ein Telefonat Trumps mit Wladimir Putin nur einen Tag zuvor. In dem Treffen mit Selenskyj „implodierte“ Trump, fegte Karten des Frontverlaufs beiseite und überbrachte als Bote des Kreml ein Ultimatum: Kiew müsse den gesamten Donbass abtreten, sonst werde Putin sie zerstören.
Dieses Agieren folgt einer „Grauzonen“-Taktik. Intern fordert Trump die Maximalforderung Putins (den gesamten Donbass). Öffentlich hingegen moderiert er seine Position und fordert einen „Waffenstillstand“ entlang der aktuellen Frontlinien. Dieser öffentliche Vorschlag erscheint als Kompromiss, ist aber ein „vergiftetes Angebot“, das die russische Aggression legitimieren und Putin Zeit zur Reorganisation geben würde. In dieses Chaos platzte Trumps Plan für ein Gipfeltreffen mit Putin in Budapest – ein Ort, der durch das „Budapester Memorandum“ von 1994 wie kein anderer für das Versagen westlicher Sicherheitsgarantien für die Ukraine steht.
In Europa löste die Nachricht „blanke Konsternation“ aus. Die finnische Außenministerin konterte, Selenskyj brauche „keine Hilfe, um zu kapitulieren“. Doch das reflexartige Erwachen Europas wird durch interne Blockaden gelähmt. Das 19. Sanktionspaket der EU, das erstmals russisches Flüssiggas (LNG) ab 2027 verbieten soll, wurde wochenlang vom slowakischen Premier Robert Fico blockiert, der seine Zustimmung für sachfremde industriepolitische Forderungen erpresste. Noch schwerwiegender ist die Blockade der „Atombombe“ der Finanzsanktionen: die Nutzung von 140 Milliarden Euro an eingefrorenen russischen Zentralbankgeldern, die bei Euroclear in Belgien liegen. Der belgische Premierminister Bart De Wever fürchtet juristische Risiken und eine Destabilisierung des Euro und verlangt eine volle Haftungsgarantie aller 27 EU-Staaten, die es bisher nicht gibt.
Parallel zu Europas Zögern eskaliert Washington an anderer Front. Unter dem Vorwand des „Kriegs gegen die Drogen“ führt das US-Militär eine aggressive Operation in der Karibik und im Pazifik durch, bei der Dutzende mutmaßliche „Narco-Terroristen“ ohne Gerichtsverfahren auf ihren Booten getötet wurden. Die offizielle Begründung – der Kampf gegen Fentanyl – ist höchst zweifelhaft. Fentanyl stammt primär aus Mexiko mit Vorstoffen aus China; die attackierte Seeroute wird traditionell für Kokain und Marihuana genutzt, das für Europa bestimmt ist. Die Operation, die zur Amtsaufgabe von Admiral Alvin Holsey, Chef des US-Südkommandos, geführt haben könnte, wird als das gesehen, was sie wahrscheinlich ist: eine verdeckte „Kanonenbootpolitik“ und ein Testlauf für einen Regimewechsel in Venezuela.
Der Irrtum von Arizona: Washingtons hohler Sieg im globalen Tech-Krieg
Der geopolitische Konflikt tobt am intensivsten im technologischen Sektor. Hier glaubt die Trump-Administration, einen entscheidenden Sieg errungen zu haben: Sie zwingt den taiwanischen Chip-Giganten TSMC durch eine Mischung aus Subventionen (CHIPS Act) und Erpressung (Androhung drakonischer Zölle), 100 Milliarden Dollar in sechs neue Fabriken in Arizona zu investieren.
Doch dieser Triumph ist „trügerisch“ und basiert auf einem fundamentalen Irrtum. Washington kauft die „Hardware“ – die Maschinen und Gebäude. Es kauft aber nicht die „Software“: jene einzigartige taiwanische Arbeitskultur aus „Gehorsam“, ingenieurtechnischer Besessenheit und 70- bis 100-Stunden-Arbeitswochen, die das wahre Geheimnis der unerreichten „Yield Rates“ (Effizienz) von TSMC ist. Eine Kultur, die, wie Insider betonen, im Westen „nicht möglich“ wäre. Während die USA eine kulturell entkernte Kopie aufbauen, ist der nationale Champion Intel ein „gefallener Gigant“, der technologisch abgehängt ist und trotz 8,9 Milliarden Dollar an Staatshilfen (für 10% der Anteile) eine desaströse Yield Rate von unter 10 Prozent bei seinen neuen Prozessen aufweist (TSMC: 30 Prozent).
Diese Strategie erodiert Taiwans „Silikonschild“ von zwei Seiten: Die USA erzwingen den Technologietransfer, während die jüngere Generation in Taiwan selbst nicht mehr bereit ist, den Preis des Burn-outs für den Erfolg zu zahlen. Der wahre Gewinner könnte in Peking sitzen: Durch Sanktionen vom High-End-Markt ausgesperrt, investiert China mit Raten von bis zu 140 Prozent des Gewinns in „ausgereifte“ Chips (für Autos, Militär etc.). China bereitet sich darauf vor, den Weltmarkt mit diesen „dummen“ Chips zu fluten und Taiwans wirtschaftliches Fundament anzugreifen, während sich der Westen im teuren 2-Nanometer-Rennen zerfleischt.
Europas Industrie erlebt diese Abhängigkeit bereits schmerzhaft. Der „Blinker-Infarkt“ bei Volkswagen zeigt die fatale Abhängigkeit von Cent-Artikeln wie simplen Halbleitern des chinesisch-niederländischen Konzerns Nexperia. Peking nutzt seine Kontrolle über die Lieferkette – vom Packaging der Chips bis zu den Seltenen Erden (90% der Verarbeitung) – als geopolitische Waffe.

Dieser Tech-Wettlauf hat eine brutale physische Kehrseite. Der Hype um „Superintelligenz“ ist eine spekulative Blase (erinnert an 2000), die reale Ressourcen vernichtet. Der unersättliche Hunger der KI-Datenzentren nach Wasser und Energie verursacht bereits Stromausfälle und Wassermangel in Mexiko, Irland und Chile. Da Erneuerbare (volatil) und Kernkraft (zu langsam) den 24/7-Grundlastbedarf nicht decken können, wird die Lücke durch fossiles Erdgas gefüllt – enthusiastisch gefördert von der Trump-Administration. Die „saubere“ digitale Revolution wird auf Kosten der physischen Lebensgrundlagen und mit schmutziger Energie erkauft. Im Verborgenen findet ein „Soft War“ um die Kontrolle dieser Technologie statt: Experten warnen vor russischen „Sex Warfare“-Operationen (Honeytraps), die angeblich Elon Musk ins Visier nahmen, und Chinas „gesamtgesellschaftlichem“ Ansatz, der LinkedIn und Startup-Wettbewerbe zur Spionage nutzt.
Was sonst noch geschah: Von gestohlenen Juwelen und einer menschengemachten Pandemie
Abseits der großen Politik erschütterte ein Akt „nationaler Demütigung“ Frankreich. Am helllichten Sonntagmorgen nutzten Diebe einen gewöhnlichen Möbellift, brachen ein Fenster zur Apollo-Galerie im Louvre auf und stahlen binnen sieben Minuten unschätzbare Teile der französischen Kronjuwelen. Der Raub, der dem brutalen Muster des Einbruchs ins Grüne Gewölbe in Dresden (2019) folgt, war ein „Desaster mit Ansage“: Das Personal hatte zuvor monatelang vor Überlastung durch Massentourismus und mangelnde Sicherheit gewarnt. Da die Stücke (darunter Diademe von Kaiserin Eugénie) unverkäuflich sind, wird befürchtet, dass die Täter sie bereits zur Rohstoffgewinnung (Gold, Edelsteine) zerstört haben.
In der Wissenschaft verdichten sich die Hinweise, dass die Parkinson-Krankheit eine „menschengemachte Pandemie“ ist. Als am schnellsten wachsende neurologische Erkrankung der Welt sind 85-90% der Fälle nicht genetisch bedingt. Die „Gut-First“-Hypothese gewinnt an Bedeutung: Die Pathologie beginnt oft Jahrzehnte vor den Symptomen im Magen-Darm-Trakt (etwa durch Läsionen) und wandert über den Vagusnerv ins Gehirn. Als Hauptverdächtige gelten Umweltgifte wie das Lösungsmittel TCE (nachgewiesen bei Veteranen von Camp Lejeune) und das Pestizid Paraquat. Dessen Hersteller Syngenta nutzt, ähnlich der Tabakindustrie, Taktiken zur Verschleierung der Datenlage.
Auch andere Institutionen kämpfen mit ihrem Erbe: Der Skandal um Jeffrey Epstein wirft sechs Jahre nach seinem Tod einen langen Schatten. Während Prinz Andrew in London einer „symbolischen Exekution“ unterzogen wird (Verlust von Titeln), belegen neue Dokumente fortgesetzte Kontakte (auch von Steve Bannon und Peter Thiel) nach Epsteins Verurteilung 2008. Die Anglican Church in North America (ACNA), eine konservative Abspaltung, wird von einer eigenen Missbrauchskrise heimgesucht: Erzbischof Stephen Wood wird sexuelles Fehlverhalten und ein manipulativer Missbrauch von Macht und Kirchengeldern („Rector’s Mercy Fund“) vorgeworfen, während die Machtstruktur der Kirche auf Selbstschutz ausgelegt ist. Und schließlich trocknet das, was als „letzte Bastion der geteilten Realität“ galt, langsam aus: Wikipedia wird von zwei Seiten zerrieben – von „technologischen Vampiren“ (KI-Modelle, die Daten saugen und Traffic kappen) und einem ideologischen Kulturkampf, angeführt von Elon Musk („Wokepedia“) und Mitgründer Larry Sanger.


