
Was ist in Venedig passiert?
Jeff Bezos ist der Gründer der Firma Amazon. Er ist einer der reichsten Menschen der Welt. Vor kurzem hat er in der berühmten Stadt Venedig in Italien geheiratet. Seine Frau heißt Lauren Sánchez. Die Hochzeit sollte ein riesiges und prunkvolles Fest werden, wie ein modernes Märchen. Aber die Feier hat zu sehr viel Streit geführt. Sie wurde zu einem Symbol für die großen Probleme und Konflikte unserer Zeit. Bei dem Fest prallten verschiedene Welten aufeinander: der unvorstellbare Reichtum der Gäste und die Sorgen der normalen Menschen, der Schutz einer historischen Stadt und der Wunsch, mit ihr Geld zu verdienen. Die Hochzeit zeigte die Zerrissenheit von Venedig und unserer ganzen Gesellschaft.
Viel Geld für Venedig: Ein Segen oder ein Ausverkauf?
Für die Stadt-Regierung von Venedig und für viele Unternehmen war die Hochzeit eine sehr gute Sache. Der Bürgermeister hat gesagt: Es ist eine große Ehre, dass dieses Fest bei uns stattfindet. Die Hochzeit hat der Stadt viel Geld gebracht. Man erwartete Einnahmen von vielen Millionen Euro. Die teuersten Hotels waren ausgebucht. Viele Privat-Flugzeuge landeten auf dem Flughafen. Auch lokale Handwerker, wie Bäckereien oder Glasbläser, haben gute Aufträge bekommen. Für die Hotels war das Fest die „bestmögliche Werbung“.

USA Politik Leicht Gemacht: Politik in den USA – einfach erklärt.
Aber viele andere Menschen in Venedig waren sehr wütend über die Hochzeit. Sie haben gesagt: Das ist kein Segen, das ist der endgültige Ausverkauf unserer Stadt. Für sie ist die Feier der Beweis für eine schlimme Entwicklung. Sie finden, Venedig wird immer mehr zu einer reinen Kulisse, zu einer Art „Disneyland“ für superreiche Menschen und für Touristinnen und Touristen, die nur Selfies machen wollen. Die Kritiker werfen dem Bürgermeister vor, die Stadt an Milliardäre zu verhökern. Währenddessen leiden die Einwohnerinnen und Einwohner, die schon immer in Venedig leben. Für sie werden die Wohnungen unbezahlbar teuer und das normale Alltagsleben verschwindet. In den Augen der Demonstrantinnen und Demonstranten waren die Millionen von der Hochzeit nur „Krümel, die vom Tisch des Milliardärs fallen“. Das Paar hat auch Geld an gute Zwecke in Venedig gespendet, ungefähr 3,5 Millionen US-Dollar. Aber die Kritiker sagen: Das ändert nichts an dem grundsätzlichen Problem.
Proteste gegen die Hochzeit: „Kein Platz für Bezos“
Wegen dieser Wut gab es viele Proteste gegen die Hochzeit. Ein Bündnis aus einem Dutzend verschiedener Gruppen hat die Proteste unter dem Motto „No Space for Bezos“ organisiert. Das ist Englisch und bedeutet: „Kein Platz für Bezos“. Zu den Gruppen gehörten Menschen, die für bezahlbaren Wohnraum kämpfen, Umweltschützerinnen und Umweltschützer sowie Studierenden-Gruppen.
Ihre Aktionen waren kreativ und haben viel Aufmerksamkeit bekommen. Sie haben große Protest-Plakate an berühmten Orten wie der Rialtobrücke aufgehängt. Auf den Plakaten stand zum Beispiel: „Venedig steht nicht zum Verkauf“. Die Umwelt-Organisation Greenpeace hat sich den Protesten angeschlossen. Sie hat auf dem Markusplatz ein riesiges Plakat ausgebreitet. Darauf war ein lachendes Bild von Jeff Bezos mit der Forderung: „Wenn du Venedig für deine Hochzeit mieten kannst, kannst du auch mehr Steuern zahlen“. Die Kritik richtete sich also nicht nur gegen das Fest selbst. Sie richtete sich gegen Jeff Bezos als Symbol für eine weltweite Ungerechtigkeit bei den Steuern und für einen Lebensstil, der unserem Planeten schadet.
Die Protestierenden drohten auch damit, die Kanäle mit aufblasbaren Tieren und Booten zu blockieren. So wollten sie die Wasser-Taxis mit den Hochzeits-Gästen aufhalten. Die Proteste waren erfolgreich. Wegen der geplanten Aktionen wurde der Ort der Haupt-Feier am Samstag kurzfristig verlegt. Die Aktivistinnen und Aktivisten haben das als einen großen Sieg gefeiert.
Warum gab es Wut auf Bezos, aber nicht auf andere Stars?
Früher gab es schon andere große Hochzeiten von berühmten Menschen in Venedig. Zum Beispiel hat der amerikanische Schau-Spieler George Clooney im Jahr 2014 dort geheiratet. Damals haben die Menschen am Rand der Kanäle gestanden und dem Paar zugejubelt. Niemand hat protestiert. Warum war es bei Jeff Bezos anders?
Fachleute sagen, der Unterschied liegt in der Person und in der Zeit. Jeff Bezos ist nicht nur ein beliebter Film-Star. Er ist für viele Menschen eine politische Figur. Er ist das Gesicht der Firma Amazon. Viele Menschen finden, dass Amazon seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schlecht behandelt und die Gründung von Gewerkschaften verhindert. Sie werfen ihm auch vor, dass sein Konzern durch Tricks sehr wenig Steuern zahlt. Außerdem gilt er als Unterstützer von Donald Trump. All das macht ihn in den Augen vieler Europäerinnen und Europäer zu einer umstrittenen Person. Die Hochzeit wurde deshalb nicht als private Feier gesehen, sondern als eine Demonstration von Macht.
Der Stil des Paares: Eine neue Art, Reichtum zu zeigen
Auch der persönliche Stil von Jeff Bezos und seiner Frau wurde in den Medien viel diskutiert. Zeitungen schrieben, der Stil sei „tacky“. Das ist ein englisches Wort und bedeutet so viel wie „protzig“ oder „geschmacklos“. Als Beispiele wurden Bilder von dem Paar auf seiner 500 Millionen Dollar teuren Yacht genannt. Oder der riesige Diamant an der Halskette von Lauren Sánchez.
Fachleute sagen: Dieser Stil ist kein Zufall und kein modischer Fehler. Es ist eine bewusste Entscheidung. Das Paar zeigt ganz offen, wie unvorstellbar reich es ist. Die Botschaft dahinter ist: Wir sind so reich und mächtig, dass uns Regeln und die Meinung von anderen über guten Geschmack egal sind. Das ist eine neue Art, Reichtum zu zeigen. Früher haben reiche Menschen ihren Luxus oft eher versteckt. Heute, so sagen die Fachleute, ist es wieder modern geworden, mit seinem Reichtum anzugeben und zu prahlen.
Eine Feier mit sehr viel Sicherheit
Zusätzlich zu den Protesten der Einheimischen wurde die Hochzeit auch von der Weltpolitik beeinflusst. Wegen des Krieges im Nahen Osten hatten die Behörden in Italien die Terror-Warnstufe erhöht. Sie hatten Angst vor möglichen Anschlägen. Venedig hat eine alte und berühmte jüdische Gemeinde und galt deshalb als besonders gefährdet.
Deshalb war die Sicherheit bei der Hochzeit extrem hoch. Die Ankunft des Paares mit seiner riesigen Yacht wurde abgesagt. Stattdessen kamen sie unauffälliger mit einem Helikopter. In der ganzen Stadt war sehr viel Polizei unterwegs. Drohnen haben alles aus der Luft überwacht. Es wurde sogar berichtet, dass Scharfschützen auf den Dächern waren. Auch der Ort der großen Party am Samstag wurde aus Sicherheits-Gründen verlegt. Die Feier fand im Arsenale statt. Das ist eine alte Werft, die wie eine Festung gebaut und gut zu schützen ist.
Ein Fest als Spiegel unserer Zeit
Die Hochzeit, die ein Symbol für grenzenlosen Reichtum sein sollte, fand am Ende unter Bedingungen statt, die an ein Hoch-Sicherheits-Treffen von Politikerinnen und Politikern erinnerten. Die Bilder von Glanz und Luxus standen in einem seltsamen Kontrast zur Wirklichkeit. Diese Wirklichkeit war eine Stadt, die sich gegen die Übernahme durch Superreiche wehrt und die gleichzeitig Angst vor den Gefahren in der Welt hat. Das Fest von Jeff Bezos hat so die großen Widersprüche und Ängste unserer heutigen Zeit sehr deutlich gezeigt.
Info aus ‚Politik Leicht Gemacht‘: Dieser Beitrag ist in Einfacher Sprache verfasst. Das bedeutet: Kürzere Sätze und einfache Wörter helfen beim Verstehen. Den ausführlichen Original-Artikel in Standard-Sprache finden Sie hier: https://letterkasten.de/venedig-im-belagerungszustand-wie-die-bezos-hochzeit-zum-symbol-einer-zerrissenen-welt-wurde/