
Die politische Landschaft der Vereinigten Staaten präsentierte sich in der Woche vom 12. bis 18. Mai 2025 als ein Feld tiefgreifender Verwerfungen und weitreichender Entscheidungen. Enthüllungen über die Amtszeit von Ex-Präsident Biden, Donald Trumps unkonventionelle und oft disruptive Außen- und Innenpolitik sowie fundamentale Debatten über Rechtsstaatlichkeit und wirtschaftliche Stabilität hielten die Nation und die Welt in Atem. Eine Analyse der Blogbeiträge der vergangenen Woche zeichnet das Bild eines Landes im permanenten Stresstest.
Bidens Schatten: Die Last einer vertuschten Schwäche
Ein zentrales Thema der Woche war die bevorstehende Veröffentlichung des Buches „Original Sin: President Biden’s Decline, Its Cover-Up, and His Disastrous Choice to Run Again“. Die Autoren Jake Tapper und Alex Thompson behaupten auf Basis von über 200 Insider-Interviews, dass Joe Bidens kognitiver und physischer Verfall während seiner Amtszeit gravierender war als bekannt und von seinem engsten Umfeld systematisch kaschiert wurde. Konkrete Vorfälle, wie Bidens angebliche Nichterkennung von George Clooney im Juni 2024 oder Diskussionen über die Notwendigkeit eines Rollstuhls, untermauern diese These. Die Entscheidung zur erneuten Kandidatur wird als „Erbsünde“ bezeichnet, getrieben von Selbstüberschätzung und der Abwehr jeglicher Zweifel durch sein Team. Bidens später Rückzug aus dem Wahlkampf am 21. Juli 2024, nach einem desaströsen Debattenauftritt, ließ seiner Vizepräsidentin Kamala Harris kaum Zeit, die Niederlage abzuwenden – ein Versäumnis, das ihr von Strategen wie David Plouffe als Verrat an der Partei angelastet wird. Die Autoren reflektieren auch eine mögliche Mitverantwortung der Medien, die Bidens Gesundheitszustand aus Sorge, Trump zu nutzen, nicht offensiv genug thematisiert hätten.

US Politik Deep Dive: Der Podcast mit Alana & Ben
Trump-Administration: Außenpolitische Volten und innenpolitische Sprengkraft
Ukraine-Diplomatie im Chaos: Präsident Trumps Agieren in der Ukraine-Krise konterkarierte europäische Friedensbemühungen. Während europäische Führer einen Waffenstillstand als Vorbedingung für Gespräche forderten, unterstützte Trump via „Truth Social“ Putins Vorschlag für sofortige Verhandlungen ohne Waffenruhe und düpierte damit die Verbündeten. Parallel dazu wurde bekannt, dass die US-Regierung im Januar 2025 von der kriegsgebeutelten Ukraine die Aufnahme von US-Deportierten gefordert hatte, was die Härte der „America First“-Doktrin unterstrich.
Nahost-Politik zwischen Deals und Delikatessem: Trumps Reise nach Saudi-Arabien, Katar und die VAE stand im Zeichen milliardenschwerer Geschäftsabschlüsse. Von saudischen Investitionszusagen über 600 Mrd. Dollar bis zu Rüstungsdeals und dem Export von KI-Chips reichten die Vereinbarungen. Gleichzeitig nährten die umfangreichen Geschäftsinteressen der Trump-Familie in der Region, etwa Jared Kushners Zwei-Milliarden-Dollar-Investition von einem saudischen Staatsfonds, den Verdacht massiver Interessenkonflikte. Die von Trump ins Spiel gebrachte Umbenennung des Persischen Golfs in „Arabischer Golf“ sorgte für helle Empörung im Iran, der dies als Angriff auf sein nationales Erbe wertet, und drohte, die laufenden Atomverhandlungen zu torpedieren. Für zusätzliche Kontroverse sorgte das Angebot Katars, der US-Regierung eine Luxus-Boeing 747-8 zu schenken, die nach Trumps Amtszeit seiner Präsidentenbibliothek zufallen soll – ein Vorgang, der ethische und verfassungsrechtliche Fragen aufwirft.
Herausforderung der Rechtsstaatlichkeit: Innenpolitisch sorgte die Trump-Regierung mit der Erwägung, das Habeas-Corpus-Recht für Migranten auszusetzen, für Alarm. Begründet mit einer angeblichen „Invasion“, zielt der Vorstoß laut Kritikern darauf ab, gerichtliche Kontrollen exekutiven Handelns zu umgehen. Ebenso steht das Geburtsortsprinzip („Birthright Citizenship“) unter Beschuss. Die Administration versucht, dieses per Exekutiverlass auszuhebeln, während der Supreme Court vorerst nur über die Zulässigkeit landesweiter einstweiliger Verfügungen verhandelte, mit denen Trumps Politik bisher gestoppt wurde. Eine Aufhebung dieser Verfügungen könnte Fakten schaffen, bevor die Verfassungsmäßigkeit geklärt ist.
Wirtschaftliche und gesellschaftliche Verwerfungen
Handelskrieg auf Bewährung: Im Handelskonflikt mit China wurde eine temporäre Reduzierung der Strafzölle für 90 Tage vereinbart. Analysten sehen darin jedoch eher eine Atempause aufgrund gegenseitigen wirtschaftlichen Schmerzes als eine echte Wende, da die strukturellen Konflikte ungelöst bleiben.
Kreditwürdigkeit und Steuerpolitik: Die Herabstufung der US-Kreditwürdigkeit durch Moody’s – nach S&P und Fitch die dritte große Ratingagentur – signalisiert tiefe Besorgnis über explodierende Staatsschulden und politische Blockaden bei notwendigen Reformen. Gleichzeitig treiben die Republikaner eine Steuerreform voran, die laut Expertenanalysen primär Wohlhabende begünstigen und durch Kürzungen bei Sozialprogrammen wie Medicaid und Lebensmittelhilfen gegenfinanziert werden soll. Interne Machtkämpfe bei den Republikanern verzögern jedoch das Vorhaben.
Staatsbürgerschaft als Show?: Ein besonders bizarrer Vorschlag des Department of Homeland Security (DHS) für eine Reality-TV-Show namens „The American“, in der Immigranten um die US-Staatsbürgerschaft konkurrieren sollen, löste parteiübergreifend Entsetzen aus und warf Fragen nach der Würde von Einwanderern und der Verschränkung von Politik und Unterhaltung auf.
Kulturelle Schlaglichter: Ein Papst aus Amerika und ein wiederentdeckter Schatz
Ein Amerikaner auf dem Stuhl Petri: Die Wahl des US-Kardinals Robert Francis Prevost zum Papst Leo XIV. sorgte für Aufsehen. Seine internationale Erfahrung, geprägt durch langjährige Tätigkeit in Peru, und seine vermutete theologische Nähe zu Papst Franziskus stehen im Fokus, ebenso wie das potenziell spannungsreiche Verhältnis zur Trump-Administration.
Harvards Magna Carta: Eine akademische Sensation war die Entdeckung einer Originalausgabe der Magna Carta von 1300 an der Harvard Law School. Das jahrzehntelang als Kopie fehleingeschätzte Dokument wurde durch digitale Recherche und wissenschaftliche Analysen als eines von nur 24 existierenden Originalen identifiziert. Der Fund gewinnt besondere Symbolkraft in einer Zeit, in der die Universität selbst um ihre Autonomie gegenüber staatlichen Eingriffen ringt und erinnert an die zeitlose Bedeutung von Rechtsstaatlichkeit.
Die vergangene Woche offenbarte ein Amerika im Spannungsfeld zwischen Tradition und radikalem Wandel, zwischen dem Ringen um demokratische Grundwerte und einer Politik, die diese oft auf die Probe stellt. Die Langzeitfolgen dieser Entwicklungen bleiben abzuwarten, doch die Konturen einer zunehmend polarisierten und unberechenbaren politischen Landschaft traten deutlich hervor.