Amerikas Kampf gegen das Elektro-Auto

Illustration: KI-generiert

Was ist das Problem in den USA?

In den Vereinigten Staaten von Amerika gibt es einen großen Streit um die Zukunft des Autos. Es geht um Elektro-Autos, die oft auch E-Autos genannt werden. Die Regierung von Präsident Donald Trump führt einen harten Kampf gegen die E-Autos. Das ist seltsam und widersprüchlich. Denn mit dieser Politik schadet die Regierung der eigenen amerikanischen Auto-Industrie, die sie eigentlich schützen will. Und sie hilft dem größten wirtschaftlichen Konkurrenten der USA: dem Land China.

Die großen amerikanischen Auto-Firmen wie Ford, General Motors und Stellantis haben in den letzten Jahren sehr viel Geld in die Entwicklung von E-Autos investiert. Es geht um ungefähr 146 Milliarden US-Dollar. Sie haben viele neue Fabriken für Batterien im ganzen Land gebaut, oft auch in Bundes-Staaten, die von der Partei der Republikaner regiert werden. Die Firmen glauben, dass E-Autos die Zukunft sind.

USA Politik Leicht Gemacht: Politik in den USA – einfach erklärt.

Aber die Regierung von Präsident Trump versucht, diese Entwicklung zu stoppen und die Zeit zurückzudrehen. Sie kämpft an vielen Fronten: Sie streicht die Steuer-Vorteile, die Käuferinnen und Käufer von E-Autos bisher bekommen haben. Sie stoppt die staatliche Förderung für den Aufbau eines Netzes von Lade-Säulen im ganzen Land. Und sie will strenge Umwelt-Auflagen abschaffen, die ein wichtiger Grund für den Umstieg auf E-Autos waren. Dieser Angriff der Regierung schafft einen riesigen Widerspruch zwischen der Politik und der wirtschaftlichen Wirklichkeit.

Die Auto-Industrie steckt in der Klemme

Für die Auto-Firmen ist diese neue Politik der Regierung sehr schlecht. Sie haben auf die Versprechen der Politik vertraut und ihre Pläne für viele Jahre im Voraus gemacht. Jetzt ist alles unsicher. Die Firmen haben Angst, dass ihre teuren Investitionen umsonst waren. Einige Projekte werden bereits gestoppt oder ganz gestrichen. Eine Firma, die Teile für Batterien herstellt, hat den Bau einer neuen Fabrik in den USA gestoppt. Sie baut die Fabrik jetzt stattdessen in Mexiko und China. Dort ist die Nachfrage nach Teilen für E-Autos größer und die Politik verlässlicher.

Das Seltsamste an der Situation ist das Verhalten der Auto-Konzerne. Früher haben sie immer gegen strenge Umwelt-Regeln gekämpft. Jetzt aber bitten sie die Regierung in Washington, diese Regeln in ihren Grundzügen zu behalten. Ihr Grund ist einfach: Feste und berechenbare Regeln sind besser als totales Chaos. Die Konzerne wissen, dass die ganze Welt auf E-Autos umstellt. Wenn die USA diesen Weg verlassen, verlieren die amerikanischen Firmen den Anschluss auf dem Weltmarkt. Das ist keine plötzliche Liebe zur Umwelt, sondern eine knallharte wirtschaftliche Entscheidung.

Ein Geschenk für China?

Die Politik der US-Regierung hilft vor allem dem größten Konkurrenten: China. Während die USA ihre eigene Industrie verunsichern, hat China einen klaren und langfristigen Plan. Mit massiver staatlicher Förderung hat sich China eine weltweite Führungs-Position bei den E-Autos aufgebaut. China produziert heute schon mehr als die Hälfte aller E-Autos auf der Welt. Auch bei den Batterien kontrolliert China den größten Teil des Weltmarktes.

Fachleute sagen einstimmig: Die amerikanische Politik ist ein „großer Sieg für China“. Die frühere Regierung von Präsident Biden hatte versucht, mit viel Geld eine eigene amerikanische Produktion zu fördern. Die jetzige Politik macht diese Bemühungen zunichte. Für amerikanische Firmen gibt es kaum noch einen Grund, teurere amerikanische Batterien zu kaufen, wenn die staatlichen Anreize dafür wegfallen. So werden die USA noch abhängiger von China, anstatt unabhängiger zu werden.

Das Problem mit den Batterien

Das Herz und der teuerste Teil von jedem E-Auto ist die Batterie. Die USA wollen eigentlich ihre eigenen Batterien herstellen. Das soll die nationale Sicherheit stärken und die Arbeitsplätze im Land halten. Aber die Wirklichkeit ist schwierig. Um überhaupt wettbewerbsfähige E-Autos bauen zu können, brauchen die amerikanischen Firmen zurzeit noch die Technik und die Teile aus China. Zum Beispiel nutzt Ford für eine neue Fabrik die Technik des chinesischen Batterie-Riesen CATL.

Gleichzeitig sorgt die unsichere Politik dafür, dass neue Investitionen in amerikanische Batterie-Fabriken gestoppt werden. Das führt zu einem großen Problem: Die USA bauen vielleicht mehr Fabriken für Batterien, als sie bei der politisch gebremsten Nachfrage brauchen. Dann könnten diese neuen und sehr teuren Fabriken leer stehen, während China den Weltmarkt mit billigen Batterien überschwemmt. Der Traum von der eigenen starken Batterie-Produktion könnte platzen.

Die Regierung streitet mit den Bundes-Staaten

Der Streit findet nicht nur in der Wirtschaft statt, sondern auch zwischen der Regierung in Washington und den einzelnen Bundes-Staaten. Ein Hauptziel der Trump-Regierung ist es, die Macht von Kalifornien zu brechen. Kalifornien ist der bevölkerungsreichste Bundes-Staat und durfte wegen seiner großen Umwelt-Probleme bisher immer strengere Umwelt-Regeln für Autos machen als der Rest der USA. Weil es für die Hersteller zu teuer ist, verschiedene Autos für verschiedene Staaten zu bauen, haben sich am Ende alle an die strengen Regeln von Kalifornien gehalten. Das hat die Entwicklung von sauberen Autos im ganzen Land vorangetrieben.

Die Regierung Trump hat dieses besondere Recht von Kalifornien jetzt per Gesetz gekippt. Das ist ein großer Eingriff in die Rechte der Bundes-Staaten und in die Balance der Macht in den USA. Kalifornien und mehr als ein Dutzend andere Bundes-Staaten wehren sich nun vor Gericht dagegen.

Das Elektro-Auto als politisches Feindbild

Der Streit ist inzwischen auch ein erbitterter Kultur-Kampf geworden. Das Elektro-Auto ist zu einem politischen Symbol geworden, das die Gesellschaft spaltet. Für die einen Menschen ist es ein Zeichen für Fortschritt und Umwelt-Bewusstsein. Für die anderen ist es ein Symbol für eine „liberale Elite“, die den normalen Menschen die Freiheit nehmen will, ein Auto mit einem starken Benzin-Motor zu fahren.

Diese Spaltung wird von der Politik gezielt verstärkt. Umfragen zeigen, dass die meisten Anhängerinnen und Anhänger der Demokratischen Partei sich vorstellen können, ein E-Auto zu kaufen. Die meisten Anhängerinnen und Anhänger der Republikanischen Partei lehnen das aber strikt ab. In vielen von Republikanern regierten Bundes-Staaten gibt es jetzt neue, hohe Gebühren nur für Besitzerinnen und Besitzer von E-Autos. Sie fühlen sich dadurch bestraft. Diese ganze Unsicherheit führt dazu, dass das Interesse am Kauf eines E-Autos in den USA spürbar zurückgeht.

Eine Lektion aus der Geschichte

Die heutige Situation erinnert an eine Zeit vor über 100 Jahren. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es schon einmal Elektro-Autos und sie waren auch beliebt. Aber sie sind wieder verschwunden. Die Gründe dafür ähneln den heutigen Problemen: Es gab zu wenige Lade-Möglichkeiten und der Preis war zu hoch. Auch damals hat die Politik eine entscheidende Rolle gespielt. Die Regierung hat damals die Öl-Industrie mit großen Steuer-Vorteilen unterstützt. Das hat dem Benzin-Motor den entscheidenden Vorteil verschafft. Und schon damals gab es einen Kultur-Kampf: E-Autos galten als leise und sauber und wurden als „weiblich“ vermarktet. Der laute und schmutzige Verbrenner galt dagegen als „männlich“.

Kann man die Zukunft aufhalten?

Trotz des massiven politischen Gegenwinds sagen viele Fachleute: Der langfristige Übergang zum Elektro-Auto kann zwar verlangsamt, aber nicht komplett aufgehalten werden. Dafür gibt es mehrere Gründe. Erstens werden die Batterien immer billiger. Bald werden E-Autos in der Anschaffung genauso teuer oder sogar günstiger sein als vergleichbare Autos mit Benzin-Motor. Zweitens wird die Technik immer besser. Die Reichweiten werden größer und die Lade-Zeiten kürzer.

Der wichtigste Grund ist aber vielleicht: Der Weltmarkt hat sich bereits entschieden. Die amerikanischen Firmen können es sich nicht leisten, den Anschluss an Europa und China zu verlieren, wenn sie langfristig überleben wollen. Die Milliarden-Summen sind investiert und die Fabriken werden gebaut. Ein kompletter Rückzug ist keine echte Option mehr. Die jetzige Politik der US-Regierung ist deshalb ein teurer und schädlicher Umweg. Die Frage ist nicht mehr, ob die elektrische Zukunft kommt. Die Frage ist, wie viele amerikanische Arbeits-Plätze und wie viel technologische Führungs-Stärke auf diesem holprigen und politisch schwierigen Weg verloren gehen.

Info aus ‚Politik Leicht Gemacht‘: Dieser Beitrag ist in Einfacher Sprache verfasst. Das bedeutet: Kürzere Sätze und einfache Wörter helfen beim Verstehen. Den ausführlichen Original-Artikel in Standard-Sprache finden Sie hier: https://letterkasten.de/amerikas-stromschlag-der-selbstzerstoererische-feldzug-gegen-das-elektroauto/

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