Die autoritäre Wende: Amerikas Feldzug gegen Recht, Fakten und die eigene Realität

Illustration: KI-generiert

Eine Woche, in der die Grundfesten des amerikanischen Rechtsstaats bis ins Mark erschüttert wurden. Eine Woche, in der die Diplomatie zur persönlichen Showbühne und die Justiz zur Waffe im politischen Arsenal der Regierung wurde. Wer in den vergangenen Tagen die Entwicklungen in Washington und der Welt verfolgte, wurde Zeuge einer systematischen Neudefinition von Macht. Die amtierende Administration belässt es nicht mehr bei rhetorischen Attacken auf das Establishment; sie baut den Apparat des Staates mit rücksichtsloser Konsequenz in ihrem Sinne um. Von den Gerichtssälen New Jerseys über die Museumskorridore des Smithsonian bis an die Küste Venezuelas – überall zeichnet sich das gleiche Muster ab: Institutionen werden ausgehöhlt, Normen gebrochen und Fakten durch politisch opportune Narrative ersetzt. Dies ist nicht mehr nur Politik. Es ist ein gezielter Feldzug gegen eine gemeinsame, überprüfbare Realität, geführt mit den unbegrenzten Mitteln der mächtigsten Regierung der Welt.

Justiz im Fadenkreuz: Wie das Recht zur Waffe der Vergeltung wird

Das Bild, das sich am Freitagmorgen in der stillen Vorstadtstraße von Bethesda, Maryland, bot, hatte die unterkühlte Professionalität einer rechtsstaatlichen Operation und zugleich die unverkennbare Symbolik eines politischen Racheakts. Als FBI-Agenten das Haus von John Bolton durchsuchten, dem ehemaligen Nationalen Sicherheitsberater und einem der schärfsten Kritiker des Präsidenten, wurde die neue Doktrin des Justizministeriums für die ganze Nation sichtbar. Die offiziell wiederbelebte Untersuchung wegen des unsachgemäßen Umgangs mit geheimen Informationen – ein Fall, der unter der Biden-Regierung ohne Anklage eingestellt worden war – wirkt vor dem Hintergrund der erbitterten öffentlichen Fehde zwischen den beiden Männern wie ein fadenscheiniger Vorwand. Die Razzia ist der vorläufige Höhepunkt einer Kampagne der Einschüchterung, die Kritiker als „Vergeltungspräsidentschaft“ bezeichnen.

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Die Aktion wurde von einer aggressiven Kommunikationsstrategie flankiert, die mit jeder Tradition professioneller Zurückhaltung brach. Während der Präsident selbst vor Reportern eine fast theatralische Ahnungslosigkeit inszenierte, nur um Bolton im nächsten Satz als „Abschaum“ zu beschimpfen, feierte FBI-Direktor Kash Patel, der Bolton zuvor auf eine Liste des „tiefen Staates“ gesetzt hatte, die Razzia quasi in Echtzeit in den sozialen Medien mit den Worten: „NIEMAND steht über dem Gesetz“. Diese Inszenierung schafft ein Klima, in dem die Legitimität der Justiz zerfällt und selbst ein formal korrekter Durchsuchungsbefehl wie ein reiner Willkürakt erscheint.

Die Akte Bolton steht dabei nicht isoliert da, sondern fügt sich in ein beunruhigendes Muster ein, das die systematische Politisierung des Rechtsstaats belegt. Wenige Tage zuvor entzog die Direktorin der Nationalen Nachrichtendienste, Tulsi Gabbard, Dutzenden ehemaligen Sicherheitsbeamten die Freigaben – auffallend viele von ihnen waren an der Aufklärung der russischen Wahleinmischung 2016 beteiligt. Gleichzeitig leitete das Justizministerium Ermittlungen gegen prominente demokratische Widersacher wie die New Yorker Generalstaatsanwältin Letitia James und Senator Adam Schiff ein, basierend auf Vorwürfen, die Kritiker als konstruiert und politisch motiviert betrachten. Das alte sowjetische Prinzip, „zeig mir den Mann, und ich zeige dir das Verbrechen“, scheint in Washington eine Renaissance zu erleben.

Diese Entwicklung hat ein Klima der Angst geschaffen, das die nationale Sicherheit von innen heraus aushöhlt. Erfahrene Beamte warnen, dass Analysten aus Furcht vor beruflichen Konsequenzen nicht mehr wagen, unliebsame Wahrheiten auszusprechen, sondern ihre Berichte den Wünschen der politischen Führung anpassen.

Die Paralyse des Justizsystems wird im Bundesstaat New Jersey besonders deutlich. Dort hat die Ernennung der loyalen, aber als Staatsanwältin völlig unerfahrenen Alina Habba zur obersten Bundesanwältin die Gerichte in einen Schwebezustand versetzt. Nachdem die Administration versuchte, die gesetzliche 120-Tage-Frist für Interims-Ernennungen durch eine Serie juristischer Manöver zu umgehen, urteilte Bundesrichter Matthew W. Brann am 21. August, dass Habba ihr Amt seit Wochen unrechtmäßig führt. Seine detaillierte Entscheidung entlarvte das Vorgehen als unzulässigen Versuch, das verfassungsmäßige Zustimmungsrecht des Senats auszuhebeln. Die Folge ist eine De-facto-Lähmung der Strafverfolgung, da Staatsanwälte fürchten, jede von Habba unterzeichnete Anklage könnte erfolgreich angefochten werden.

Ein weiteres Beispiel für die strategische Nutzung der Justiz zur Kontrolle des Narrativs ist die Veröffentlichung der Verhörprotokolle von Ghislaine Maxwell. Anstatt die vollständigen Ermittlungsakten zur Epstein-Affäre freizugeben, wie es im Wahlkampf versprochen und vom Kongress gefordert wurde, präsentierte die Regierung ein sorgfältig gerahmtes Dokument. Darin entlastet Maxwell, die als verurteilte Sexualstraftäterin um ihre Zukunft kämpft, systematisch mächtige Männer wie Donald Trump („ein Gentleman in jeder Hinsicht“) und Bill Clinton. Das Verhör wurde von Todd Blanche geführt, einem ehemaligen Anwalt Trumps, der nun im Justizministerium tätig ist und eine „ungewöhnlich nachsichtige“ Haltung an den Tag legte. Die Veröffentlichung erscheint so als ein Ablenkungsmanöver, das den Anschein von Transparenz erweckt, während die Wahrheit weiter unter Verschluss bleibt.

Außenpolitik als Spektakel: Zwischen Friedens-Show und Kriegsgetrommel

Die Neuausrichtung der amerikanischen Macht manifestiert sich ebenso dramatisch auf der internationalen Bühne, wo langfristige Strategien durch kurzfristige, auf den persönlichen Triumph des Präsidenten ausgerichtete Inszenierungen ersetzt werden. Die vergangene Woche bot dafür zwei Lehrstücke: den diplomatischen Eiertanz um die Ukraine und das Säbelrasseln vor der Küste Venezuelas.

Der in Washington abgehaltene Ukraine-Gipfel entpuppte sich weniger als substanzielle Verhandlung denn als eine meisterhaft choreografierte Übung in Ehrerbietung. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und die angereisten europäischen Staats- und Regierungschefs haben offenbar ihre Lektion aus früheren, demütigenden Begegnungen gelernt. Statt auf Prinzipien zu pochen, spielten sie gekonnt auf der Klaviatur des Egos des Präsidenten: Selenskyj tauschte seine militärische Uniform gegen einen dezenten Anzug, eine „Kapitulation im Kleiderschrank“, die im Weißen Haus mit Genugtuung zur Kenntnis genommen wurde, und überhäufte den US-Präsidenten mit Dankesbekundungen. Als Währung für einen Deal wurde ein gigantisches Waffengeschäft im Wert von bis zu 100 Milliarden Dollar angeboten, finanziert von Europa – ein Angebot, das perfekt auf die Präferenz des Weißen Hauses für „Sales“ statt „Aid“ zugeschnitten war.

Doch hinter der Fassade der zur Schau gestellten Harmonie klafften die strategischen Gräben tiefer denn je. Der US-Präsident, der nach einem Treffen mit Wladimir Putin in Alaska eine radikale Kehrtwende vollzogen hatte, weichte seine Forderung nach einem sofortigen Waffenstillstand auf – sehr zum Entsetzen des deutschen Bundeskanzlers Friedrich Merz und anderer Europäer. Der Präsident schien primär an einem schnellen, spektakulären Abschluss interessiert zu sein, agierte zeitweise mehr als Fürsprecher des Kremls denn als neutraler Vermittler und verstärkte den Eindruck, dass sein Verständnis des Konflikts direkt aus Moskau importiert ist. In einem Interview offenbarte er ein Weltbild, das die Täter-Opfer-Rolle perfide umkehrt: Der Krieg, so die Darstellung, habe wegen der Krim und der NATO begonnen, und er tadelte die Ukraine dafür, sich mit einer zehnmal so großen Nation anzulegen. Damit untergräbt er nicht nur die Moral der Verteidiger, sondern auch die Fundamente des Völkerrechts. Die als Durchbruch gefeierten amerikanischen Sicherheitsgarantien blieben derweil nebulös und vage, eine Zusage der „Hilfe“ und „Koordination“, die im Ernstfall jeden Spielraum lässt. Der gesamte Prozess erscheint als fragiles Kartenhaus, errichtet auf dem Ego eines einzigen Mannes, das jederzeit einstürzen kann.

Während in Washington der Frieden geprobt wurde, zog vor der Küste Venezuelas eine Armada auf, die für einen Krieg konzipiert ist. Unter dem Vorwand, den Fentanyl-Schmuggel zu bekämpfen, entsandte die US-Administration eine gewaltige Streitmacht, darunter drei Raketenzerstörer. Experten sind sich jedoch einig, dass Venezuela kein nennenswerter Produzent des Opioids ist; das Land dient lediglich als Transitroute für Kokain. Die unverhältnismäßige militärische Machtdemonstration deutet auf das wahre Ziel hin: eine Drohkulisse aufzubauen, die auf einen Regimewechsel in Caracas abzielt.

Diese Politik weckt die Geister der Monroe-Doktrin und erinnert an unzählige vergangene US-Interventionen in Lateinamerika, wie die Invasion in Panama 1989. Um ein militärisches Vorgehen zu legitimieren, greift die Administration zu juristischen Neudefinitionen und stuft Drogenkartelle nun als „ausländische Terrororganisationen“ ein – ein Schritt, der den Einsatz des Militärs ohne rechtsstaatliches Verfahren und ohne Mandat des Kongresses ermöglicht. Die Politik ist dabei von einer tiefen Widersprüchlichkeit geprägt: Während man sich als Verteidiger des venezolanischen Volkes inszeniert, werden Reisebeschränkungen für Flüchtende verschärft und humanitäre Hilfsgelder gekürzt, was die Not im Land weiter verschärft und dem Maduro-Regime Propaganda-Material liefert.

Derweil wird eine über 25 Jahre gewachsene strategische Partnerschaft mit Indien leichtfertig demontiert. Angetrieben von persönlichen Animositäten zwischen den Populisten in Washington und Neu-Delhi, hat ein von den USA initiierter Handelskrieg das demokratische Gegengewicht zu China in Asien zerstört. Das Vertrauen in die USA als verlässlichen Partner ist in Neu-Delhi zutiefst erschüttert und zwingt Indien zu einer riskanten Annäherung an seine Rivalen China und Russland – ein strategisches Geschenk für Peking.

Die Heimatfront: Der Umbau der Nation und der Krieg gegen die Realität

Der Feldzug der Administration beschränkt sich nicht auf Gegner im Ausland oder in den Hallen der Justiz; er zielt auf die Umgestaltung der amerikanischen Gesellschaft und die Deutungshoheit über ihre Realität. Eine der auffälligsten Manifestationen dieser Strategie ist die föderale Übernahme der Polizeigewalt in der Hauptstadt Washington, D.C. Unter dem Vorwand, eine angebliche Welle der Gewaltkriminalität zu brechen, rief der Präsident den Notstand aus und ließ Hunderte Bundesagenten und Nationalgardisten patrouillieren.

Diese Intervention entbehrt jedoch jeder faktischen Grundlage. Offizielle Statistiken der städtischen Polizei belegen einen stetigen und signifikanten Rückgang der Gewaltkriminalität, der Washington sicherer macht als seit Jahrzehnten. Die Erzählung einer Stadt am Rande des Chaos, die von der Regierung gezeichnet wird, ist eine bewusste Fiktion, ein Akt der „gewaltsamen Realitätsumdeutung“. Die Administration begegnet den Fakten, indem sie deren Glaubwürdigkeit untergräbt und behauptet, die Stadt würde die Daten fälschen.

Der wahre Zweck der Operation offenbarte sich in den vergangenen Tagen: Es ist kein Krieg gegen Gewaltverbrechen, sondern eine radikale Einwanderungspolitik unter dem Deckmantel der öffentlichen Sicherheit. Lokale Polizeibeamte bestätigten, dass sie nun bei Verkehrskontrollen von ICE-Agenten begleitet werden, die im selben Fahrzeug sitzen. Eine simple Kontrolle eines Moped-Lieferfahrers wegen fehlender Papiere wird so zur Falle, die zur sofortigen Überprüfung des Einwanderungsstatus und oft zur direkten Abschiebung führt. Diese Praxis, angetrieben von der Null-Toleranz-Direktive der von der Regierung ernannten US-Staatsanwältin Jeanine Pirro, hat eine Welle der Angst in der Gemeinschaft der meist lateinamerikanischen Lieferfahrer ausgelöst und das wirtschaftliche Gefüge der Stadt empfindlich getroffen. Washington dient dabei als Labor für ein Vorgehen, das als Blaupause für andere, liberal regierte Städte dienen könnte.

Dieser Kampf um die Deutungshoheit wird auch auf kultureller und wissenschaftlicher Ebene geführt. Die Administration hat einen Feldzug gegen die Smithsonian Institution, das kollektive Gedächtnis der Nation, eröffnet. Ein offizieller Artikel des Weißen Hauses brandmarkte Ausstellungen zur Sklaverei, zur Geschichte von Transgender-Athleten oder zur Migration als „woke“ und anti-amerikanisch. Museen wurden ultimativ aufgefordert, ihre Wandtexte und Pläne zur Genehmigung vorzulegen, um sie auf „Ausrichtung auf amerikanische Ideale“ zu überprüfen. Ziel ist es, die komplexe, oft schmerzhafte Geschichte der USA in eine glatte, patriotische Heldengeschichte ohne Schattenseiten umzuschreiben. Während die direkten rechtlichen Mittel des Präsidenten begrenzt sind, liegt die wahre Gefahr im „chilling effect“ – der schleichenden Furcht, die Kuratoren zu vorauseilender Selbstzensur verleiten könnte.

Parallel dazu führt Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. unter dem Banner „Make America Healthy Again“ (MAHA) einen Kreuzzug gegen die wissenschaftliche Forschungsinfrastruktur. Während er symbolträchtig gegen Farbstoffe in Eiscreme vorgeht, streicht seine Regierung fast eine halbe Milliarde Dollar für die Entwicklung von mRNA-Impfstoffen – eine Technologie mit großem Potenzial im Kampf gegen Krebs – und kürzt die Budgets der National Institutes of Health (NIH) drastisch. Gleichzeitig werden soziale Absicherungen wie Medicaid und Lebensmittelmarken für die Ärmsten demontiert. MAHA entpuppt sich so als trojanisches Pferd, das unter dem Deckmantel der Gesundheit die Wissenschaft untergräbt und soziale Ungleichheit verschärft.

Selbst der Schutz derjenigen, die das Land vor Katastrophen bewahren, wird der politischen Agenda geopfert. Eine jahrzehntelange, kalkulierte Entscheidung des U.S. Forest Service, Waldbrand-Feuerwehrleute nicht mit adäquatem Atemschutz auszustatten, hat zu einer stillen Epidemie von Krebs- und Lungenerkrankungen unter jungen Rettern geführt. Anstatt Abhilfe zu schaffen, demontiert die Administration gezielt die Strukturen, die diesen Zusammenhang belegen und den Betroffenen helfen könnten: Ein langfristiges Gesundheitsprogramm des CDC für Feuerwehrleute wurde gestoppt und das für Entschädigungen zuständige Verwaltungspersonal gekürzt.

Der erodierende Staat: Wenn Institutionen ihre Funktion verlieren

Die Folgen dieses umfassenden Angriffs auf Normen, Institutionen und die Realität selbst sind bereits jetzt spürbar. Der Staat erodiert von innen. Die Army Criminal Investigation Division (CID), eine entscheidende Säule der Militärjustiz, wird systematisch ausgehöhlt, um den beispiellosen Personenschutz für Verteidigungsminister Pete Hegseth zu gewährleisten. Bis zu 500 hochqualifizierte Kriminalermittler – ein Drittel der gesamten Behörde – werden von der Aufklärung von Mord, Betrug und sexueller Gewalt abgezogen, um die Anwesen und Familienausflüge des Ministers in drei Bundesstaaten zu bewachen. Dies führt zu einem massiven Ermittlungsstau und sendet ein fatales Signal an Täter und Opfer innerhalb der Streitkräfte: Das System hat seine Prioritäten verschoben.

Gleichzeitig wird die demokratische Architektur des Landes durch einen neuen, aggressiven Rüstungswettlauf im „Gerrymandering“ untergraben. In Texas haben die Republikaner mit einer langjährigen Konvention gebrochen und die Wahlkreise mitten im Jahrzehnt neu zugeschnitten, um sich fünf zusätzliche, sichere Kongresssitze zu schaffen. Als Reaktion darauf planen die Demokraten in Kalifornien einen Vergeltungsschlag, der die Gewinne aus Texas exakt neutralisieren soll. Dieser Tabubruch droht eine zerstörerische Kettenreaktion auszulösen, an deren Ende ein politischer „nuklearer Winter“ stehen könnte, in dem der Wählerwille durch kartografische Manipulationen bedeutungslos wird.

Die politische Landschaft selbst spiegelt die Zerrissenheit wider. Eine Analyse der Wählerregistrierungsdaten zeigt eine tektonische Verschiebung zugunsten der Republikaner, mit einem Netto-Swing von 4,5 Millionen Wählern zwischen 2020 und 2024. Die Demokratische Partei blutet bei entscheidenden Wählergruppen wie jungen Menschen und Latinos aus und befindet sich in einer tiefen Identitätskrise, gefangen zwischen den Forderungen ihrer progressiven Basis und der Notwendigkeit, moderate Wähler zurückzugewinnen.

Sogar die Wirtschaftspolitik wird zum Spielfeld einer personalisierten, unberechenbaren Machtausübung. Mit dem geplanten staatlichen Einstieg beim Chip-Giganten Intel bricht die Administration radikal mit den traditionellen republikanischen Dogmen des freien Marktes. Der Staat wird vom Schiedsrichter zum aktiven Spieler, der für seine Unterstützung Anteile und Profite fordert. Der erratische Umgang mit Intel-CEO Lip-Bu Tan – erst als Sicherheitsrisiko gebrandmarkt, dann nach einem persönlichen Treffen rehabilitiert – illustriert die neue Maxime: Nicht Prinzipien, sondern persönliche Loyalität und die Bereitschaft zu einem „Deal“ sind entscheidend. Diese Woche hat gezeigt, dass die Erosion der demokratischen Normen und Institutionen kein schleichender Prozess mehr ist. Es ist ein Beben, dessen Epizentrum im Weißen Haus liegt und dessen Schockwellen jeden Aspekt des amerikanischen Lebens zu verändern drohen.

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