Trump T1: Die Fata Morgana eines „Made in the USA“-Smartphones

Illustration: KI-generiert

Es war eine Inszenierung, wie sie im Buche der Marke Trump steht: Vor einer riesigen amerikanischen Flagge enthüllte die Familie des ehemaligen und womöglich zukünftigen Präsidenten ihr neuestes Produkt – ein goldfarbenes Smartphone, das mit dem schlagkräftigsten aller patriotischen Gütesiegel beworben wurde: „Made in the U.S.A.“. Diese Botschaft, gerichtet an eine Wählerschaft, für die der Slogan „Make America Great Again“ zum politischen Glaubensbekenntnis geworden ist, war ebenso simpel wie wirkungsvoll. Doch nur eine Woche nach der vollmundigen Ankündigung zerfiel das patriotische Narrativ in sich zusammen. Klammheimlich, ohne jede offizielle Erklärung, verschwand das Versprechen von den Websites. Übrig blieb eine Sammlung vager, ausweichender Phrasen und ein Lehrstück darüber, wie politisches Marketing an den unumstößlichen Realitäten der globalisierten Wirtschaft und der eigenen Glaubwürdigkeit zerschellen kann. Die Episode um das T1-Smartphone ist weit mehr als eine peinliche Produktpanne; sie ist ein Mikrokosmos, der die tiefen Widersprüche zwischen nationalistischer Rhetorik und unternehmerischer Praxis im Trump-Universum gnadenlos offenlegt.

Vom patriotischen Versprechen zur semantischen Nebelkerze

Der Rückzug vom „Made in the USA“-Label erfolgte nicht durch eine transparente Korrektur, sondern durch eine Operation der sprachlichen Vernebelung. Wo einst ein klares, rechtlich definiertes Herkunftsversprechen stand, finden sich nun Worthülsen, die Patriotismus simulieren, aber juristisch und faktisch bedeutungslos sind. Das Telefon wird nun als „Proudly American“ beworben, es rühmt sich eines „American-Proud Design“ und soll „hier in den USA zum Leben erweckt“ werden. Die absurdeste dieser neuen Formulierungen spricht von einem Design, das „unter Berücksichtigung amerikanischer Werte“ entworfen worden sei. Was genau diese Werte im Kontext eines generisch wirkenden Technikprodukts sein sollen – außer einer goldenen Farbgebung und einer aufgedruckten US-Fahne –, bleibt das Geheimnis der Hersteller.

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Diese semantische Flucht hat einen ernsten Hintergrund. Die US-Handelsbehörde FTC setzt für das Siegel „Made in USA“ strenge Regeln an: Ein Produkt muss „vollständig oder praktisch vollständig“ in den Vereinigten Staaten hergestellt sein. Eine bloße Endmontage von Komponenten aus dem Ausland, wie sie Experten für das T1-Phone als einzig denkbaren Weg ansehen, würde diese Anforderung bei Weitem nicht erfüllen. Die stillschweigende Änderung des Slogans kann daher als Eingeständnis gewertet werden, dass das ursprüngliche Versprechen eine bewusste Falschangabe war oder zumindest nicht haltbar ist. Es ist eine Strategie, die darauf abzielt, den Anschein von Patriotismus für die MAGA-Zielgruppe aufrechtzuerhalten, während man sich gleichzeitig aus der juristischen Schusslinie eines potenziell betrügerischen Werbeversprechens stiehlt. Der Versuch, den Mangel an Substanz durch eine Überdosis an Symbolik zu kompensieren, wirkt dabei jedoch so übertrieben, dass er fast wie eine Parodie seiner selbst anmutet.

Konfrontation mit der Realität: Warum das US-Smartphone eine Illusion bleiben muss

Dass das Versprechen eines für 499 US-Dollar in Amerika produzierten Smartphones von Anfang an zum Scheitern verurteilt war, kam für Branchenkenner wenig überraschend. Experten sind sich einig: Den USA fehlt es für eine derartige Massenproduktion schlicht an der notwendigen Infrastruktur, an spezialisierten Fachkräften und am technologischen Know-how. Komponenten wie die benötigten AMOLED-Bildschirme oder Laserdioden für Gesichtserkennung werden in den USA gar nicht hergestellt. Selbst wenn man die Bauteile aus Asien importieren und in den USA zusammensetzen würde, wäre dies ein extrem teures und aufwendiges Unterfangen, das den anvisierten Preis von 499 Dollar unmöglich machen würde. Ein Analyst schätzte, dass ein in Amerika gebautes iPhone über 3.000 Dollar kosten würde.

Die eigentliche Ironie dieser Episode liegt im eklatanten Widerspruch zur politischen Agenda von Donald Trump selbst. Seit Monaten übt er massiven Druck auf Tech-Giganten wie Apple aus und droht mit hohen Strafzöllen, um sie zu einer Verlagerung ihrer Produktion in die USA zu zwingen. Er ignoriert dabei beharrlich die Warnungen von Experten, dass dies kurzfristig unmöglich und langfristig mit massiven Kostensteigerungen verbunden wäre. Während Trump also von anderen Unternehmen das scheinbar Unmögliche fordert, demonstriert sein eigenes Familienunternehmen mit dem T1-Phone eindrücklich, warum diese Forderung an den ökonomischen Realitäten scheitert. Die politische Rhetorik, die im Ausland produzierende Konzerne an den Pranger stellt, kollidiert frontal mit der unternehmerischen Praxis der eigenen Familie, die offenbar selbst auf billig im Ausland gefertigte Ware zurückgreifen muss, um ihr Geschäftsmodell zu realisieren. Dieser Vorfall entlarvt die „Made in the USA“-Forderung als das, was sie oft ist: ein wirksames politisches Werkzeug, das jedoch von denen, die es am lautesten schwingen, selbst nicht angewendet werden kann oder will.

Mehr als nur Worte: Ein Projekt zerbröselt vor dem Start

Die schwindende Glaubwürdigkeit des Trump-Phone-Projekts speist sich nicht allein aus dem geplatzten Herkunftsversprechen. Eine ganze Reihe weiterer Ungereimtheiten und stillschweigender Änderungen zeichnen das Bild eines dilettantisch geführten und potenziell irreführenden Vorhabens. So schrumpfte die auf der Website angegebene Bildschirmdiagonale des T1 innerhalb weniger Tage ohne jede Erklärung von 6,8 bzw. 6,78 Zoll auf 6,25 Zoll. Wer das Gerät also früh vorbestellt hat, bekommt nun offenbar weniger Leistung fürs Geld. Auch der ursprünglich für September angekündigte Liefertermin wurde durch die vage Angabe „später dieses Jahr“ ersetzt, was auf Probleme mit Zulieferern oder der gesamten Produktionsplanung hindeutet.

Zusätzlich nähren technische Pannen und die visuelle Präsentation den Verdacht, dass es sich beim T1 weniger um eine ernsthafte Eigenentwicklung als vielmehr um ein umgelabeltes Billigprodukt aus China handelt. Die veröffentlichten Produktbilder entpuppten sich als schlecht gemachte Computergrafiken, bei denen grundlegende Details wie der LED-Blitz für die Kamera schlicht vergessen wurden. In den technischen Daten wurde anfangs fälschlicherweise die Akkukapazität in Milliamperestunden (mAh) der Kamera zugeordnet – ein peinlicher Fehler, der später korrigiert wurde. Wichtige Details, etwa zum verbauten Prozessor oder zum Arbeitsspeicher, fehlen gänzlich oder wurden zwischenzeitlich wieder von der Website entfernt. All diese Puzzleteile fügen sich zu einem Gesamtbild zusammen, das ein Kommentator treffend als „simple Abzocke“ bezeichnete. Es scheint, als sei das T1-Phone nie mehr gewesen als eine goldene Computergrafik und ein Marketing-Vehikel, dessen einziges Ziel es ist, aus dem politischen Enthusiasmus der eigenen Anhängerschaft maximalen Profit zu schlagen.

Letztlich bleibt vom großen Versprechen des amerikanischen Smartphones nicht viel mehr übrig als eine Lektion über die Macht und die Grenzen von Markenerzählungen. Das Projekt „Trump Mobile“ zeigt, dass eine mit Patriotismus aufgeladene Marke zwar eine enorme Anziehungskraft auf ihre Zielgruppe ausüben kann, aber an Glaubwürdigkeit verliert, wenn die Diskrepanz zwischen Erzählung und Realität zu offensichtlich wird. Das T1-Phone ist damit kein Technologiesymbol, sondern ein politisches Symbol – eines, das am Ende mehr über die Widersprüche seiner Schöpfer aussagt als über die Zukunft der amerikanischen Industrie. Es ist die Fata Morgana eines Produkts, das in der politischen Vorstellungswelt existiert, in der realen Welt der globalen Fertigung aber nicht bestehen kann.

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