Chinas neue Waffe: Wie Seltene Erden den Handelskrieg verändern

Der Handels-Krieg zwischen den USA und China hat eine neue und gefährliche Stufe erreicht. Es geht nicht mehr nur um Zölle und Steuern auf Produkte. Es geht um die Kontrolle über sehr wichtige Rohstoffe, die für die moderne Industrie unverzichtbar sind.

Im Zentrum dieses neuen Konflikts stehen besondere Rohstoffe, die man „Seltene Erden“ nennt. Seit dem 4. April 2025 hat China den Export von sieben dieser strategisch wichtigen Metalle und der daraus hergestellten Hochleistungs-Magnete in den Westen fast komplett gestoppt. Dieser Schritt hat in den USA und in Europa eine Schockwelle ausgelöst.

Der Grund dafür ist: Die westlichen Länder sind fast vollständig von China abhängig, um an diese Stoffe zu kommen. Diese Abhängigkeit ist eine große Gefahr für ihre Wirtschaft und ihre nationale Sicherheit. Chinas Vorgehen ist dabei mehr als nur eine Reaktion auf amerikanische Strafzölle. Es ist die Demonstration einer Machtposition, die China über Jahrzehnte aufgebaut hat und nun als Waffe einsetzt.

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Pekings Strategie: Mehr als nur eine Vergeltung

Die Regierung in China begründet ihre drastischen Export-Kontrollen offiziell mit der nationalen Sicherheit. Sie sagt, Seltene Erden und die daraus hergestellten Magnete sind sogenannte „Dual-Use“-Güter. Das bedeutet, man kann sie sowohl für zivile Produkte (wie Autos) als auch für moderne Waffen-Systeme verwenden. China argumentiert, es sei normal und international anerkannt, den Export solcher Güter zu kontrollieren. Man wolle verhindern, dass die Stoffe in Waffen landen, die China schaden könnten. Das ist ein klarer Hinweis auf amerikanische Waffen-Lieferungen an Taiwan.

Die Regierung in den USA und andere westliche Beobachter glauben aber, dass dies nur ein Vorwand ist. Sie sehen den Export-Stopp als direkte Rache für die Straf-Zölle, die Präsident Donald Trump kurz zuvor verhängt hatte.

Experten sagen jedoch, dass es China um mehr als nur um kurzfristige Rache geht. Sie sehen darin eine langfristige strategische Veränderung. China will seine Kontrolle über die gesamte Produktions-Kette von Seltenen Erden als dauerhaftes Macht-Instrument benutzen. China will dem Westen zeigen, dass es jederzeit dessen Industrie lahmlegen kann, indem es den Hahn für diese wichtigen Rohstoffe zudreht.

Die Achillesferse des Westens: Ein selbst geschaffenes Problem

Seltene Erden sind das Herzstück von unzähligen modernen Technologien. Sie werden gebraucht, um die super-starken Magnete herzustellen, die heute fast überall drinstecken:

  • In jedem Smartphone.
  • In jedem modernen Auto, wo sie Dutzende kleiner Elektro-Motoren für Bremsen, Lenkung oder die Sitz-Verstellung antreiben.
  • In Fabrik-Robotern, Drohnen und Wind-Turbinen.
  • Besonders wichtig sind sie auch für die Rüstungs-Industrie, zum Beispiel in modernen Kampf-Jets wie der F-35 oder in den Lenk-Systemen von Raketen.

Die heutige extreme Abhängigkeit des Westens von China ist selbstgemacht. China hat nicht nur die meisten Minen, in denen Seltene Erden abgebaut werden (rund 70 Prozent der weltweiten Förderung). Viel wichtiger ist: China kontrolliert fast die gesamte Verarbeitung dieser Erden. Über 90 Prozent der weltweiten Verarbeitung und der Herstellung von Magneten finden in China statt. Bei einigen besonders wichtigen schweren Seltenen Erden, die man für hitzebeständige Hochleistungs-Magnete braucht, kontrolliert China sogar bis zu 99,9 Prozent der weltweiten Produktion.

Dieses Monopol ist entstanden, weil die Verarbeitung der Seltenen Erden sehr umwelt-schädlich ist und viel giftigen Abfall produziert. In den 1990er Jahren haben die USA und Europa diese schmutzige Arbeit gerne nach China verlagert. Dort waren die Umwelt-Regeln nicht so streng und die Kosten viel niedriger. So konnte China über Jahrzehnte eine markt-beherrschende Stellung aufbauen, mit der heute niemand mehr preislich mithalten kann.

Interessanterweise scheint China in seiner Strategie die USA und Europa unterschiedlich zu behandeln. Es gab Andeutungen, dass europäische Firmen wie Volkswagen leichter an Export-Lizenzen kommen als amerikanische Firmen. Damit versucht China vielleicht, einen Keil zwischen die USA und ihre europäischen Partner zu treiben.

Washingtons paradoxe Antwort: Hektik und Verwirrung

Die Reaktion der US-Regierung auf die Krise wirkt verwirrt und widersprüchlich.

Auf der einen Seite gibt es hektische Aktionen. Die Regierung von Präsident Trump hat die Abhängigkeit von Mineralien zur nationalen Bedrohung erklärt. Sie versucht, die Genehmigung für neue Minen in den USA zu beschleunigen. Es wird sogar überlegt, dass der Staat direkt in den Aufbau von neuen Minen und Verarbeitungs-Anlagen investiert.

Auf der anderen Seite trifft die Regierung aber politische Entscheidungen, die diese Bemühungen direkt wieder schwächen. Experten nennen das ein Paradox. Während man die Produktion von Seltenen Erden ankurbeln will, werden gleichzeitig genau jene Industrien geschwächt, die diese Rohstoffe am dringendsten brauchen. Zum Beispiel will die Regierung die Steuer-Hilfen für Elektro-Autos abschaffen. Elektro-Autos sind aber die größten Abnehmer für die Batterien und Magnete, für die man Seltene Erden braucht.

Ein Experte nennt das ein „Huhn-Ei-Problem“. Man kann nicht das Huhn schlachten (also die Nachfrage nach den Produkten zerstören) und gleichzeitig erwarten, dass jemand in die Eier-Produktion investiert (also in neue, teure Minen). Diese unsichere Politik schreckt private Investoren ab, die für den Aufbau einer heimischen Produktion aber dringend gebraucht werden.

Der mühsame Weg zur Unabhängigkeit

Selbst wenn der politische Wille da wäre, ist der Weg zur Unabhängigkeit für die USA und Europa extrem steinig und lang. Es gibt riesige Hürden zu überwinden.

Der Aufbau von eigenen Minen und Fabriken zur Verarbeitung ist extrem teuer und dauert sehr lange. In den USA dauert die Planung und Genehmigung einer einzigen Mine im Durchschnitt 29 Jahre.

Außerdem fehlt es im Westen an Fach-Leuten. In China gibt es 39 Universitäten, die Expertinnen und Experten für die komplizierte Chemie der Seltenen Erden ausbilden. In den USA gibt es kein einziges vergleichbares Studien-Programm mehr.

Die traurige Realität ist: Selbst wenn die USA eine neue Mine eröffnen, müssten sie das dort abgebaute Erz wahrscheinlich zur Verarbeitung nach China schicken. Nur dort gibt es die nötigen großen und erfahrenen Fabriken. Die einzige große Mine für Seltene Erden in den USA musste genau das lange Zeit tun.

Der Westen hat aus früheren Krisen nur wenig gelernt. Als China schon einmal im Jahr 2010 die Exporte nach Japan stoppte, war das ein großer Schock für Japan. Japan hat danach gehandelt und große strategische Vorräte angelegt. Außerdem hat es den Aufbau von Alternativen zur chinesischen Produktion im Ausland unterstützt. Die USA und Europa haben das nach 2010 auch versucht, sind aber an den hohen Kosten und den großen Herausforderungen gescheitert.

Im Würgegriff des Drachen: Ein Wettlauf gegen die Zeit

Langfristig könnte China mit seiner aggressiven Politik genau das Gegenteil von dem erreichen, was es will: Der Westen wird sich entschlossen von China abwenden und eigene Lieferketten aufbauen.

Aber kurz- und mittelfristig hat China die viel stärkeren Karten in der Hand. Der Westen zahlt nun den Preis für seine Bequemlichkeit und seine strategischen Fehler der Vergangenheit. Der Weg aus dieser gefährlichen Abhängigkeit ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Er wird Jahrzehnte dauern, hunderte von Milliarden Dollar kosten und vor allem einen starken und einheitlichen politischen Willen erfordern. Bis dahin bleibt die westliche Welt im Würgegriff des chinesischen Drachen.

Info aus ‚Politik Leicht Gemacht‘: Dieser Beitrag ist in Einfacher Sprache verfasst. Das bedeutet: Kürzere Sätze und einfache Wörter helfen beim Verstehen. Den ausführlichen Original-Artikel in Standard-Sprache finden Sie hier: https://letterkasten.de/chinas-wuergegriff-wie-seltene-erden-zur-waffe-im-neuen-kalten-krieg-der-technologien-werden/

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