
In den USA gibt es eine große und wichtige Diskussion über den früheren Präsidenten Joe Biden. Es geht um seine Gesundheit in der Zeit, als er Präsident war. Viele Menschen und Berichte sagen, dass er damals schon große Probleme mit seinem Gedächtnis und seiner Konzentration hatte.
Der Auslöser für diese Diskussion ist ein neues Buch. Es heißt auf Englisch „Original Sin“. Das bedeutet auf Deutsch ungefähr „Erbsünde“. Zwei bekannte Journalisten haben es geschrieben. Sie haben mit hunderten Menschen gesprochen, die eng mit Joe Biden zusammengearbeitet haben.
Das Buch behauptet: Viele wichtige Leute im Umfeld von Joe Biden wussten von seinen gesundheitlichen Problemen. Dazu gehören seine Berater, seine Familie und wichtige Leute aus seiner Partei, den Demokraten. Aber sie alle haben es den Bürgerinnen und Bürgern der USA verschwiegen. Der Grund für dieses Schweigen war die große Angst vor Donald Trump. Sie wollten auf keinen Fall, dass Trump die Wahl gewinnt. Sie dachten, sie schützen so die amerikanische Demokratie.
Aber dieses Schweigen hat am Ende dem Vertrauen in die Politik und in die Demokratie selbst sehr geschadet. Dieser Text erklärt, was damals passiert sein soll und was die Folgen davon sind.

USA Politik Leicht Gemacht: Politik in den USA – einfach erklärt.
Was hinter den Kulissen passiert sein soll
In der Öffentlichkeit hat das Weiße Haus unter Präsident Biden immer behauptet: Der Präsident ist fit und kann sein Amt ohne Probleme ausführen. Die damalige Pressesprecherin, Karine Jean-Pierre, hat alle kritischen Fragen dazu immer zurückgewiesen.
Aber das neue Buch „Original Sin“ erzählt eine ganz andere Geschichte. Es beschreibt, was viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hinter den Kulissen wirklich erlebt haben. Die Berichte im Buch zeigen ein Bild von einem Präsidenten, der mit seiner Aufgabe überfordert war.
Schon im Wahl-Kampf im Jahr 2020 soll es deutliche Anzeichen gegeben haben. Berater sollen Biden bei Interviews mit Journalisten einen Teleprompter gegeben haben. Ein Teleprompter ist ein Bildschirm, von dem man Text ablesen kann. Auf diesem Bildschirm standen nicht nur die Antworten, sondern auch die Fragen der Journalisten. Das Team hatte Angst, dass Biden sich nicht konzentrieren und bei den wichtigen Botschaften bleiben kann.
Besonders schlecht sollen Aufnahmen von Video-Gesprächen mit Wählerinnen und Wählern gewesen sein. Ein wichtiger Demokrat sagte, die Aufnahmen waren „grauenhaft“. Er sagte, Biden konnte dem Gespräch überhaupt nicht folgen. Ein anderer Vertrauter, der Biden länger nicht gesehen hatte, war schockiert. Er sagte: „Er war wie eine andere Person. […] Das war, als würde man Opa zusehen, der nicht mehr Auto fahren sollte.“ Ein spezielles Team musste aus stundenlangen Aufnahmen mühsam ein paar Minuten herausschneiden, die man im Fernsehen zeigen konnte.
Diese Probleme sollen im Weißen Haus weitergegangen sein. Ein Teilnehmer von Sitzungen mit dem Kabinett sagte, die Sitzungen waren von Anfang an „schrecklich und manchmal unangenehm“. Biden soll bei diesen Treffen immer auf Zettel mit vorbereiteten Antworten angewiesen gewesen sein. Bei wichtigen Treffen, bei denen er für seine Politik werben sollte, hat er lange und unklare Reden gehalten. Manchmal hat er sogar vergessen, die Abgeordneten am Ende zu bitten, für sein Gesetz zu stimmen.
Der Kongress-Abgeordnete Mike Quigley hat eine besonders eindrückliche Beobachtung gemacht. Er reiste mit Präsident Biden nach Irland. Er bemerkte, dass Biden kurz Energie hatte, wenn er vor einer jubelnden Menschen-Menge stand. Aber sobald er hinter der Bühne war, wirkte er völlig kraftlos und abwesend. Quigley sagte, das Bild erinnerte ihn schmerzlich an seinen eigenen Vater, der an der Parkinson-Krankheit gestorben war.
Warum haben alle geschwiegen?
Die große Frage ist: Wenn so viele Menschen von den Problemen wussten, warum hat dann niemand öffentlich etwas gesagt? Die Antwort ist laut dem Buch eine Mischung aus Loyalität zu Joe Biden und vor allem panischer Angst vor Donald Trump.
Viele Demokraten dachten, sie müssen zusammenhalten und den Präsidenten schützen. Sie waren überzeugt: Wenn wir zugeben, dass Biden gesundheitliche Probleme hat, dann gewinnt Donald Trump die Wahl. Und das wäre eine Katastrophe für die Demokratie in den USA. Also entschieden sie sich zu schweigen.
Dieses Schweigen wurde aktiv organisiert. Die Partei und das Weiße Haus bauten einen „Schutzwall“ um den Präsidenten.
- Journalistinnen und Journalisten, die kritische Fragen zu Bidens Alter oder Gesundheit stellten, wurden in den sozialen Medien schlechtgemacht. Man warf ihnen Alters-Diskriminierung vor.
- Ein Sonder-Ermittler namens Robert Hur erwähnte in einem offiziellen Bericht Bidens Gedächtnis-Probleme. Daraufhin wurde er von der Partei und dem Weißen Haus als parteiisch und als Helfer von Trump beschimpft.
- Politiker aus der eigenen Partei, die eine andere Person als Kandidaten forderten, wurden bestraft. Man hat sie isoliert und ihre Karrieren behindert.
Dieses Verhalten ging über den normalen Schutz eines Politikers hinaus. Es war der Versuch, der amerikanischen Öffentlichkeit einen wichtigen Fakt über die Amts-Fähigkeit ihres Präsidenten zu verheimlichen. Ein Berater hat den Autoren des Buches sogar den erschreckenden Plan für eine zweite Amtszeit verraten. Der Plan war: Biden müsse die Wahl nur gewinnen. Danach könne er für vier Jahre von der Bildfläche verschwinden. Nicht gewählte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter würden dann die eigentliche Regierungs-Arbeit erledigen. Das wäre ein großer Betrug an den Wählerinnen und Wählern gewesen.
Die Fassade bricht zusammen
Jede Fassade bricht irgendwann zusammen. Für Joe Biden und sein Team kam dieser Moment bei einer Fernseh-Debatte gegen Donald Trump im Juni 2024. Millionen von Menschen sahen live im Fernsehen zu.
Der Auftritt von Joe Biden war so schlecht, dass niemand mehr seine Probleme leugnen konnte. Für viele Demokraten, die bisher aus Loyalität geschwiegen hatten, war das ein Schock und ein Weckruf. Nach der Debatte forderten viele von ihnen, dass Biden als Kandidat zurücktritt.
Nach der verlorenen Wahl brachen die Konflikte innerhalb der Demokratischen Partei offen aus. Die frühere Pressesprecherin Karine Jean-Pierre ist ein Beispiel dafür. Sie war die Person, die monatelang die Gesundheit von Biden verteidigt hatte. Nun hat sie die Partei verlassen. Sie schreibt ein Buch und wirft der Partei vor, sie hätte Biden nach der Debatte „verraten“. Andere werfen ihr vor, sie sei eine Opportunistin und wolle nur ihr Buch verkaufen. Das zeigt, wie zerrissen die Partei ist.
Donald Trump nutzt die Situation aus
Der jetzige Präsident Donald Trump nutzt diesen Skandal nun für seine eigene Politik. Er hat eine große Untersuchung angeordnet. Diese Untersuchung soll prüfen, ob das Team von Joe Biden die gesundheitlichen Probleme des Präsidenten absichtlich und systematisch vertuscht hat.
Ein besonderer Angriffspunkt für Trump ist der sogenannte „Autopen“. Das ist eine Maschine, die eine Unterschrift automatisch schreiben kann. Trump behauptet, die Mitarbeiter von Biden hätten diese Maschine missbraucht. Er sagt, sie hätten damit Gesetze unterschrieben, ohne dass Biden davon wusste oder zustimmte. Sollte das wahr sein, so Trump, könnten tausende Gesetze und Entscheidungen aus Bidens Amtszeit ungültig sein.
Rechts-Experten sagen, dass diese Behauptung wahrscheinlich haltlos ist. Präsidenten benutzen den Autopen schon seit langer Zeit für Routine-Aufgaben. Auch Trump selbst hat ihn benutzt. Aber Trump geht es nicht um die rechtliche Wahrheit. Ihm geht es um die politische Wirkung.
Das jahrelange Schweigen der Demokraten hat das Vertrauen der Menschen erschüttert. Trump nutzt diese Glaubwürdigkeits-Lücke nun aus. Er muss seine Vorwürfe nicht beweisen. Es reicht ihm, den Zweifel zu säen, dass im Weißen Haus eine Verschwörung am Werk war.
Am Ende bleibt ein großer Schaden für die amerikanische Demokratie. Das Hauptproblem war nicht die tragische Krankheit von Joe Biden. Das Hauptproblem war die Entscheidung seines Teams und seiner Partei, die Wahrheit zu verschweigen. Der Versuch, die Demokratie vor Trump zu „retten“, hat dem Vertrauen in genau diese Demokratie vielleicht den größten Schaden zugefügt.
Info aus ‚Politik Leicht Gemacht‘: Dieser Beitrag ist in Einfacher Sprache verfasst. Das bedeutet: Kürzere Sätze und einfache Wörter helfen beim Verstehen. Den ausführlichen Original-Artikel in Standard-Sprache finden Sie hier: https://letterkasten.de/die-verschwoerung-des-schweigens-wie-das-system-biden-die-amerikanische-demokratie-an-den-abgrund-fuehrte/