Wissensdämmerung: Trumps kalkulierter Angriff auf Amerikas Fundament

Illustration: KI-generiert

Ein Gespenst geht um in Amerika – das Gespenst der gezielten Ignoranz. Die Trump-Regierung orchestriert einen beispiellosen Feldzug gegen das Wissen selbst. Es ist kein diffuser Kulturkampf, sondern ein systematischer Angriff auf Bildungseinrichtungen, wissenschaftliche Forschung und die historische Überlieferung. Das Ziel: die Zementierung politischer Macht durch die Demontage kritischer Instanzen und die Untergrabung der öffentlichen Rechenschaftspflicht. Dieser Beitrag seziert die Mechanismen dieser Wissensfeindlichkeit, entlarvt ihre ideologischen Nebelkerzen und beleuchtet die verheerenden Konsequenzen für Amerikas Zukunft – eine Zukunft, die in den Ruinen ihrer einstigen Wissensgesellschaft zu versinken droht.

Die Anatomie der Zerstörung: Wie das Fundament des Wissens erodiert wird

Die Strategie der Trump-Regierung zur Untergrabung von Wissen und Bildung ist vielschichtig und systematisch. Ein zentrales Instrument ist der Entzug finanzieller Mittel. Renommierte Universitäten wie Cornell, Princeton und Northwestern sahen sich mit dem Einfrieren oder der Streichung von Bundesmitteln in Milliardenhöhe konfrontiert. Die Johns Hopkins University, ein Schwergewicht in der Forschung, musste aufgrund von Kürzungen in Höhe von 800 Millionen Dollar Entlassungen und die Einstellung von Gesundheitsprojekten in Erwägung ziehen, die von lokaler Stillförderung bis zu internationalen Moskitonetz-Programmen reichten. Diese finanziellen Schläge sind oft nicht an spezifische Forderungen geknüpft, sondern dienen als stumpfes Instrument der Bestrafung oder Disziplinierung.

Parallel dazu erfolgt eine direkte ideologische Einflussnahme. Hochschulen werden unter Druck gesetzt, Lehrinhalte und Einstellungsverfahren an die Parteilinie anzupassen, andernfalls droht der Verlust weiterer Gelder. Die Militärakademie West Point liefert ein drastisches Beispiel, indem sie angewiesen wurde, jegliche Lektüre zu entfernen, die sich kritisch mit Rasse, Geschlecht oder kontroversen Aspekten der amerikanischen Geschichte auseinandersetzte. Werke anerkannter schwarzer Autoren wie Toni Morrison und James Baldwin fielen dieser Säuberung zum Opfer. Selbst Institutionen, die Kooperationsbereitschaft signalisierten, wie die Columbia University, mussten erfahren, dass Zugeständnisse lediglich zu neuen Forderungen und einer potenziell dauerhaften staatlichen Kontrolle führen können.

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Doch der Angriff beschränkt sich nicht auf den akademischen Sektor. Regierungsbehörden, die für Forschung, Analyse und öffentliche Information zuständig sind, werden systematisch geschwächt. Tausende Mitarbeiter der Centers for Disease Control and Prevention (CDC), darunter Experten für Arbeitssicherheit, wurden entlassen. Die Food and Drug Administration (FDA) verlor Wissenschaftler, die Lebensmittel und Medikamente auf Sicherheit prüften. Forschungseinrichtungen wie die National Institutes of Health (NIH) und die National Science Foundation (NSF) erleiden massive Budgetkürzungen und Personalabbau, was die Forschung an Therapien für Krankheiten wie Kinderkrebs und Demenz verlangsamt oder stoppt. Die Environmental Protection Agency (EPA) sieht sich mit der Abschaffung ganzer Forschungszweige konfrontiert, und selbst die National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA), zuständig für Wetterberichte und Katastrophenvorbereitung, bleibt nicht verschont.

Ein besonders perfider Aspekt ist die Löschung und Manipulation von Daten. Ganze Datenbanken mit jahrzehntelang gesammelten Informationen zur öffentlichen Gesundheit drohen zu verschwinden, oft unter dem Vorwand, Erwähnungen von Geschlecht, Diversität (DEI) oder Barrierefreiheit zu eliminieren. Das Gesundheitsministerium soll unter Robert F. Kennedy Jr. zahlreiche Programme zur Erfassung von Todesfällen und Erkrankungen abgeschafft haben, was eine Bewertung seiner eigenen Amtszeit erschwert. Diese Muster des finanziellen Aushungerns, der ideologischen Gängelung, der Personalentlassungen und der Datenvernichtung ziehen sich durch alle Bereiche, die für die Produktion und Bewahrung von Wissen relevant sind, von Universitäten über Regierungsbehörden bis hin zu Kulturinstitutionen wie dem Smithsonian oder der Library of Congress, deren schwarze Leiterin entlassen wurde.

Ideologie als Nebelkerze: Die wahren Motive hinter dem Kulturkampf

Die Trump-Regierung und ihre Verbündeten bemühen oft ideologische Kampfbegriffe, um ihre destruktive Agenda zu verschleiern. Der angebliche Kampf gegen „Wokeness“ oder „Diversity, Equity, and Inclusion“ (DEI) dient als universeller Vorwand, um unliebsame Forschungsprojekte zu streichen und kritische Stimmen zum Schweigen zu bringen. Die Kritik an einer vermeintlichen „Einseitigkeit“ von Universitäten, wie sie etwa von J.D. Vance geäußert wurde, der Professoren pauschal als „Feind“ bezeichnete, zielt darauf ab, akademische Institutionen als Horte linker Indoktrination zu diffamieren und so ihre Unterordnung unter eine konservative Dogmatik zu legitimieren.

Die Diffamierung spezifischer Forschung als wertlos, wie Trumps abfällige Bemerkungen über Studien zu „Transgender-Mäusen“, nutzt gezielt die Unwissenheit oder Bigotterie in Teilen der Bevölkerung aus, um die Bedeutung wissenschaftlicher Grundlagenforschung zu verschleiern und drastische Kürzungen zu rechtfertigen. Hinter diesen Nebelkerzen verbergen sich jedoch handfeste politische und wirtschaftliche Ziele. Es geht um die Konsolidierung von Macht, indem man die Fähigkeit der Gesellschaft zur kritischen Selbstreflexion und zur fundierten Entscheidungsfindung systematisch untergräbt. Fakten, die dem „Evangelium des Trumpismus“ widersprechen, werden als ketzerisch behandelt und ihre Produzenten attackiert.

Ein weiteres Motiv ist die Unterdrückung von Kritik und die Verhinderung einer wirksamen demokratischen Kontrolle. Indem wissenschaftliche Erkenntnisse, die beispielsweise auf soziale Ungleichheiten, die menschengemachte Klimakrise oder die negativen Folgen bestimmter Politiken hinweisen, als „ideologisch“ abgetan oder ihre Entstehung verhindert wird, entzieht sich die Regierung der Verantwortung. Der Yale-Professor Phillip Atiba Solomon verweist darauf, dass die Regierung Fakten und daraus gezogene Schlussfolgerungen scheue. Stattdessen versuche sie, eigene Narrative zu konstruieren und gezielt jene Institutionen anzugreifen, die tatsächliches Wissen und historische Realitäten repräsentieren.

Nicht zuletzt spielt die Begünstigung bestimmter Interessengruppen eine entscheidende Rolle. Die Zerstörung staatlicher Forschungskapazitäten und die Privatisierung staatlicher Funktionen kommen oft wohlhabenden Gönnern und Unternehmen zugute, die von Deregulierung, Steuererleichterungen und Regierungsaufträgen profitieren. Elon Musks Bestrebungen, menschliche Arbeitskräfte im Regierungsapparat durch unausgereifte KI-Systeme zu ersetzen, werden als Rettungsaktion für private Tech-Investoren interpretiert, die auf Kosten der Funktionsfähigkeit des Staates Profitabilität suchen. Die Angriffe auf das Wissen sind somit nicht nur ideologisch verbrämt, sondern dienen handfesten Interessen, die auf eine Umverteilung von Macht und Ressourcen zugunsten einer kleinen Elite abzielen.

Kollateralschäden: Von lahmgelegter Forschung bis zur gefährdeten Nation

Die Konsequenzen dieses Angriffs auf das Wissen sind verheerend und weitreichend. Viele bahnbrechende Entwicklungen des letzten Jahrhunderts, vom Internet über GPS bis hin zu modernen Medikamenten und landwirtschaftlichen Methoden, basierten maßgeblich auf staatlich finanzierter Grundlagenforschung. Wenn diese Finanzierung wegbricht, versiegt der Strom an Entdeckungen, die das Leben verbessern und die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit sichern. Private Forschung kann diese Lücke kaum füllen, da sie primär auf kurzfristige Profitabilität ausgerichtet ist und die risikoreichen, langfristigen Investitionen scheut, die oft zu fundamentalen Durchbrüchen führen.

Die öffentliche Gesundheitsversorgung ist massiv bedroht. Kürzungen bei den NIH und der CDC verlangsamen die Entwicklung neuer Therapien und Impfstoffe und schwächen die Fähigkeit des Landes, auf Gesundheitskrisen zu reagieren. Die Entfernung von Gesundheitsdaten und die Entlassung von Experten bei der FDA untergraben die Lebensmittel- und Medikamentensicherheit. Ein anonymer Experte aus dem öffentlichen Gesundheitswesen warnte, dass das Ignorieren eines Problems durch fehlende Untersuchung dessen Existenz nicht aufhebe, sondern lediglich zu einem gefährlichen Wissensdefizit mit potenziell fatalen Folgen führe. Die Befürwortung von Pseudowissenschaft und „Hokuspokus-Unsinn“ durch Regierungsvertreter, wie der Vorschlag, Masern mit Lebertran zu behandeln, illustriert den gefährlichen Abschied von evidenzbasierter Medizin.

Auch die Umweltpolitik leidet massiv. Die Abschaffung von Forschungszweigen bei der EPA und die Entlassung von Mitarbeitern bei der NOAA erschweren das Verständnis des Klimawandels, die Entwicklung von Anpassungsstrategien und die Vorbereitung auf Naturkatastrophen. Die Streichung eines Forschungsstipendiums zum Klimawandel aus Sorge, es könne bei Kindern „Klimaangst“ auslösen, zeigt die absurde Verleugnung wissenschaftlicher Realitäten.

Langfristig untergräbt der Angriff auf das Wissen die Fähigkeit der USA, komplexe soziale Probleme zu bewältigen. Forschung zu rassischer und wirtschaftlicher Ungleichheit, zu Bildungschancen und Bürgerrechten wird unter dem Vorwand der „Wokeness“-Bekämpfung abgewürgt. Ohne fundierte Daten und Analysen wird es jedoch unmöglich, zielgerichtete Politiken zur Reduzierung von Disparitäten, wie etwa der Müttersterblichkeit oder den Langzeitfolgen von Covid, zu entwickeln. Die Gesellschaft verliert die Fähigkeit, aus Fehlern zu lernen und sich positiv weiterzuentwickeln.

Demokratie im Fadenkreuz: Wenn Transparenz und Kontrolle weichen müssen

Die systematische Schwächung von Kontrollinstanzen und der gezielte Angriff auf die Verfügbarkeit von Informationen haben katastrophale Folgen für die demokratische Rechenschaftspflicht. Die Entlassung von Generalinspektoren, die in der Vergangenheit Korruption und Missmanagement aufdeckten, dient dazu, die Regierung vor interner Kritik und unabhängiger Überprüfung abzuschirmen. Die Manipulation oder gar Vernichtung historischer Aufzeichnungen, wie sie durch die Entlassung des Leiters des Nationalarchivs befürchtet wird, könnte irreparable Schäden anrichten und es zukünftigen Generationen unmöglich machen, die Handlungen der Regierung nachzuvollziehen und zu bewerten.

Die Einschränkung des Zugangs zu staatlichen Daten, sei es durch die Löschung von Datenbanken oder die Behinderung der Datenerhebung, entzieht der Öffentlichkeit und unabhängigen Beobachtern die Grundlage für eine informierte Meinungsbildung und politische Entscheidungsfindung. Wenn Fakten nicht mehr zugänglich sind oder gezielt verfälscht werden – eine Taktik, die Trump anderen vorwirft und daher selbst anwenden könnte, insbesondere bei Wirtschaftsdaten –, wird es für Bürgerinnen und Bürger unmöglich, die Performance ihrer Regierung objektiv zu beurteilen und sie zur Verantwortung zu ziehen. Lügen werden ohne widerlegende Daten effektiver.

Dieser Informationsentzug schafft einen Raum, in dem Korruption, Misswirtschaft und Machtmissbrauch gedeihen können, ohne das Risiko öffentlicher Rechenschaftslegung. Die Einstellung von über 100 laufenden Untersuchungen durch die Securities and Exchange Commission (SEC) oder die Löschung einer Datenbank über entlassene oder verurteilte Bundesbeamte sind weitere Beispiele dafür, wie die Trump-Regierung es Tätern erleichtert, ungestraft davonzukommen oder sogar weiterhin im Staatsdienst tätig zu sein. Die Logik dahinter wird mit der einer Mafia verglichen: Keine Leiche, keine Beweise, kein Verbrechen. Letztlich wird eine Öffentlichkeit, der der Zugang zur empirischen Realität verwehrt wird, ihrer Fähigkeit zur Selbstbestimmung beraubt, wie sie die Gründerväter einst vorsahen.

Echos der Finsternis: Historische Warnungen im Zeitalter der Desinformation

Das Vorgehen der Trump-Regierung evoziert drastische historische Vergleiche, die seine Tragweite unterstreichen. Die Rede ist von einem „neuen dunklen Zeitalter“; Parallelen zum Wissensverlust und zur kulturellen Stagnation nach dem Untergang Roms drängen sich auf. Im Gegensatz zu den Kriegsherren der Antike, deren Zerstörungen unbeabsichtigte Folgen hatten, wird der Trump-Regierung eine gezielte und fanatische Zerstörung von Bildung, Wissenschaft und Geschichte attestiert.

Die Verfolgung von Wissenschaftlern und die Unterdrückung von Fakten, die der herrschenden Ideologie widersprechen, erinnern an die Inquisitoren, die Galileo verfolgten, weil er es wagte, das heliozentrische Weltbild zu vertreten. Die Parallele ist unübersehbar: Damals wie heute gefährdet die Suche nach Wahrheit offensichtlich die Macht der Herrschenden. Auch der Begriff der „Bücherverbrennungen“ taucht auf, wobei betont wird, dass der heutige Angriff auf das Wissen noch umfassender sei: Er bedrohe nicht nur bereits angesammeltes Wissen, sondern auch die Fähigkeit, in Zukunft neues Wissen zu generieren.

Diese historischen Vergleiche dienen nicht der reinen Rhetorik, sondern sollen die Schwere und die potenzielle Einzigartigkeit der aktuellen Bedrohung unterstreichen. Während physische Bücherverbrennungen begrenzt waren, zielt der „trumpistische Angriff auf das Wissen“ auf die Zerstörung der gesamten Wissensproduktionsprozesse ab. Es handelt sich um eine selbstverschuldete Katastrophe, vergleichbar mit dem Wissensverlust in Westeuropa nach dem Fall Roms, die Amerika in eine Ära der Unwissenheit und Manipulierbarkeit stürzen könnte. Es steht nicht weniger auf dem Spiel als die Grundlagen einer aufgeklärten, demokratischen Gesellschaft und die Fähigkeit, die Welt rational zu verstehen und zu gestalten.

Die Umerziehung der Gesellschaft: Gezielte Schläge gegen kritische Köpfe

Der Angriff auf das Wissen trifft nicht wahllos, sondern zielt systematisch auf bestimmte Institutionen und Bevölkerungsgruppen. Im Fadenkreuz stehen insbesondere Wissensarbeiter – Forscher, Analytiker, Wissenschaftler, Akademiker und Pädagogen. Kürzungen in wissenschaftlichen Einrichtungen führen unweigerlich zu weniger Arbeitsplätzen für diese hochqualifizierten Fachkräfte und zu weniger Institutionen, die sie beschäftigen können. Dies schränkt nicht nur die Karrieremöglichkeiten ein, sondern verringert auch die Zahl der Studierenden und die Attraktivität entsprechender Studiengänge.

Besonders perfide ist der Versuch, die Präsenz von unterrepräsentierten Minderheiten in diesen Berufsfeldern zu reduzieren. So gehörten zu den drastischsten Kürzungen nicht nur Forschungsprojekte zu Minderheitenthemen, sondern auch Programme, die explizit darauf abzielten, den Anteil unterrepräsentierter Studierender in den MINT-Fächern (Naturwissenschaften, Technik, Ingenieurwesen und Mathematik) zu erhöhen. Die Trump-Regierung wünscht sich offensichtlich weniger hochqualifizierte Arbeitskräfte, und diese sollen tendenziell weißer und aus wohlhabenderen Familien stammen. Frauen und Schwarze in Führungspositionen, wie die Leiterin der Library of Congress, werden ebenfalls gezielt entfernt.

Dahinter steckt eine tiefere Strategie: Hochgebildete Menschen werden von Trump und seinen Verbündeten als eine Art „Klassenfeind“ des MAGA-Projekts betrachtet. Da diese Wählergruppe bei den letzten Wahlen tendenziell nach links gerückt ist, parallel zur wachsenden Überzeugung der konservativen Bewegung, das Hochschulwesen unter rechtsgerichtete politische Kontrolle bringen zu müssen, erscheint die Zerstörung amerikanischer Universitäten auch als Mittel, das Wachstum einer demokratisch gesinnten Wählerschaft zu begrenzen. Weniger gebildete Wähler, so das Kalkül, bedeuten weniger demokratische Stimmen. Selbst die Tech-Barone, die Trump unterstützen und deren Unternehmen auf gebildete Arbeitskräfte angewiesen sind, bevorzugen offenbar unterwürfige Arbeiter statt aktive Bürger, die ihre Interessen möglicherweise als von denen ihrer Chefs abweichend betrachten. Es geht um die Schaffung einer leichtgläubigen, manipulierbaren Bevölkerung, die Autoritäten nur dann vertraut, wenn diese auf Trumps Seite stehen.

Wem dient das Wissen? Der Ausverkauf der Forschung und die Folgen

Ein klares Spannungsfeld besteht zwischen der Notwendigkeit staatlich geförderter Grundlagenforschung für den gesamtgesellschaftlichen Fortschritt und den Zielen der Trump-Regierung. Historisch gesehen war staatlich finanzierte Forschung der Motor für viele der bedeutendsten Fortschritte in Medizin, Technologie und Landwirtschaft. Der Staat übernahm oft das anfängliche Risiko für kostspielige Forschung, das private Unternehmen nicht tragen konnten oder wollten, bevor Innovationen profitabel wurden. Die Liste reicht von der kommerziellen Luftfahrt und dem Internet bis zu MRT-Geräten und laktosefreier Milch.

Dieser etablierte Mechanismus wird nun durch die deklarierten Ziele der Trump-Regierung untergraben: die Verkleinerung des Forschungssektors, die Förderung konservativer Dogmen und die umfassende Privatisierung staatlicher Funktionen. Die Behauptung von Aktivisten wie Chris Rufo, man wolle nicht nur konservative Lehren durchsetzen, sondern den Universitätssektor selbst verkleinern, unterstreicht diesen regressiven Ansatz. Die Einflussnahme auf Forschungsinhalte, etwa durch die Streichung von Zuschüssen für Studien zu marginalisierten Gruppen unter dem Label „DEI“ oder die Anweisung, keine Gräueltaten an amerikanischen Ureinwohnern in Kursen über Völkermord zu erwähnen, zeigt den Versuch, ein ideologisch genehmes Wissensregime zu etablieren.

Die Privatisierungsbestrebungen, oft vorangetrieben von Milliardären wie Elon Musk, zielen darauf ab, staatliche Funktionen und Vermögenswerte in private Hände zu überführen. Die geplante Automatisierung von Teilen der Bundesregierung durch „künstliche Intelligenz“ wird als Rettungsaktion für private Unternehmen interpretiert, die KI entwickelt haben, ohne eine profitable Anwendung dafür zu finden – auf Kosten der Funktionsfähigkeit staatlicher Dienste. Ironischerweise wurde auch KI, wie viele andere IT-Technologien, ursprünglich mit Unterstützung jener Bundesbehörden entwickelt, die nun zerschlagen werden sollen.

Dieser Ausverkauf des Wissens und der Forschungskapazitäten dient letztlich den Interessen einer kleinen, wohlhabenden Elite und ihrer politischen Verbündeten. Es geht darum, öffentliche Dienstleistungen zu zerstören, Steuern und Regulierungen für Unternehmen zu senken und sich selbst mit Regierungsaufträgen zu belohnen. Die Zerstörung des Wissensproduktionsprozesses stellt sicher, dass diese Plünderung öffentlicher Güter niemals vollständig korrigiert oder bestraft werden kann, da die Mittel zur Aufdeckung und Analyse fehlen.

Am Ende dieses düsteren Panoramas steht die Erkenntnis, dass der Angriff auf das Wissen weit mehr ist als eine politische Meinungsverschiedenheit. Er ist eine selbstverschuldete Katastrophe, deren Endziel die unangefochtene Herrschaft über die Ruinen einer einst aufgeklärten Gesellschaft sein könnte. Die Frage, die bleibt, ist, ob eine Gesellschaft, die von der empirischen Realität abgekoppelt wird, noch in der Lage ist, sich selbst zu regieren und eine Zukunft zu gestalten, die diesen Namen verdient.

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