
Die erste Maiwoche 2025 offenbarte mit alarmierender Deutlichkeit die Konturen einer zweiten Trump-Präsidentschaft, die Fundamente der amerikanischen Demokratie erodieren lässt, wirtschaftliche Stabilität global gefährdet und etablierte politische wie gesellschaftliche Normen systematisch in Frage stellt. Von der Aushöhlung des Rechtsstaats über erratische Handelspolitik bis hin zur offenen Zurschaustellung einer neuen Milliardärs-Allianz in Washington – die Vereinigten Staaten scheinen an einem kritischen Wendepunkt zu stehen.
Die Woche vom 5. bis 11. Mai 2025 war geprägt von tiefgreifenden Analysen und beunruhigenden Entwicklungen, die das Bild einer Nation im Stresstest zeichnen. Während Präsident Donald Trump seine Agenda mit gewohnter Vehemenz vorantreibt, formiert sich Widerstand, doch die Geschwindigkeit und Radikalität der Veränderungen stellen etablierte Kontrollmechanismen und politische Akteure vor immense Herausforderungen.
Alarmstufe Rot für die Demokratie: Institutionen unter Dauerbeschuss
Den Auftakt der Woche machte eine scharfe Analyse von Gouverneur J.B. Pritzker aus Illinois, der am 5. Mai die Politik der Trump-Regierung als direkten Angriff auf demokratische Institutionen und Werte geißelte. Pritzker warnte vor einer „Abrissbirne“, die systematisch unabhängige Kontrollmechanismen im Regierungsapparat ausschalte – von der Entlassung von Generalinspektoren bis hin zur Kürzung essentieller öffentlicher Dienste. Seine Rhetorik, die Parallelen zum Aufstieg autoritärer Regime zog, unterstrich die Dringlichkeit seiner Mahnung zu „Massenprotesten, Mobilisierung und Disruption“, da traditionelle politische Ansätze versagt hätten.

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Diese düstere Einschätzung fand ihren Widerhall in einer umfassenden Analyse von Senator Chris Murphy, die am 11. Mai, nach den ersten hundert Tagen von Trumps zweiter Amtszeit, veröffentlicht wurde. Murphy sprach von einer „Fünf-Alarm-Krise“ und beschrieb eine methodische, fast lautlose Aushöhlung jener Pfeiler, die eine funktionierende Demokratie stützen: eine freie Presse, eine unabhängige Anwaltschaft, autonome Universitäten und eine kritische Wirtschaftsgemeinschaft. Er warnte davor, dass die Gefahr nicht in einem offenen Staatsstreich liege, sondern in einer schleichenden Erosion der Fundamente. Konkret benannte er den Druck auf Journalisten, die Untergrabung des Wahrheitskonzepts durch die Administration und den Einsatz von Bundesmitteln als Druckmittel gegen kritische Universitäten.
Ein besonders beunruhigendes Schlaglicht auf die Erosion des Rechtsstaats warf ein Bericht vom 9. Mai über die systematische Politisierung des US-Justizministeriums (DOJ). Unter Berufung auf zahlreiche Quellen wurde dargelegt, wie das DOJ offenbar zu einem Instrument des politischen Willens umgeformt werde – durch die Initiierung von Ermittlungen gegen politische Gegner und die Begünstigung von Loyalisten. Die Ernennung von Trump-treuen Persönlichkeiten in Schlüsselpositionen, begleitet von einem Exodus erfahrener Laufbahnbeamter, schwäche die Fähigkeit des Ministeriums zu unabhängiger Rechtsbeurteilung. Selbst traditionelle Mandate, wie der Schutz von Bürgerrechten oder die Durchsetzung von Wahlrechten, würden ideologisch neu ausgerichtet.
Die Zuspitzung dieser Entwicklung manifestierte sich in den Personalrochaden an der Spitze der US-Staatsanwaltschaft für den District of Columbia, wie ein Artikel vom 10. Mai beleuchtete. Das Scheitern der Nominierung von Ed Martin, dessen Karriere von Kontroversen und ethischen Bedenken geprägt war, und seine blitzartige Ersetzung durch die Fox-News-Persönlichkeit Jeanine Pirro als Interims-Nachfolgerin, signalisierten eine Strategie der Umgehung etablierter Kontrollmechanismen und der Besetzung von Schlüsselpositionen mit bedingungslosen Gefolgsleuten. Loyalität, so die Analyse, scheine Qualifikation zu übertrumpfen.
Trumps eigenes, oft fragiles Verhältnis zur Verfassung wurde in einem aufsehenerregenden Interview mit NBC thematisiert, über das am 5. Mai berichtet wurde. Seine wiederholte Antwort „Ich weiß es nicht“ auf die Frage nach seiner Pflicht, die Verfassung zu wahren, und sein Kokettieren mit der Idee einer verfassungswidrigen dritten Amtszeit („Trump 2028“-Kappen) offenbarten ein bemerkenswertes Desinteresse oder eine bewusste Ignoranz gegenüber fundamentalen Amtspflichten und etablierten Regeln.
Handel im Würgegriff: Zölle, Unsicherheit und die globale Zerreißprobe
Parallel zu den innenpolitischen Verwerfungen dominierte die aggressive Handelspolitik der Trump-Administration die Schlagzeilen. Ein Showdown in Genf zwischen hochrangigen Wirtschaftsdelegationen der USA und Chinas am Wochenende des 10. und 11. Mai markierte den vorläufigen Höhepunkt eines eskalierenden Zollkrieges. Nachdem Trump drakonische Zölle von 145 Prozent auf chinesische Importe verhängt und Peking mit 125 Prozent auf US-Waren gekontert hatte, war der Handel zwischen den beiden größten Volkswirtschaften faktisch zum Erliegen gekommen. Die Berichterstattung vom 11. Mai zeichnete ein düsteres Bild der Auswirkungen auf diverse Sektoren – von Lieferstopps bei traditioneller chinesischer Medizin über explodierende Preise für Babyartikel bis hin zu massiven Preissteigerungen bei Fast-Fashion-Giganten wie Shein. Unternehmen reagierten mit Produktionsverlagerungen, vor allem nach Vietnam, was jedoch neue Kosten und logistische Herausforderungen mit sich brachte. Die Welthandelsorganisation (WTO) warnte eindringlich vor einer Spaltung der Weltwirtschaft in rivalisierende Blöcke, die das globale Bruttoinlandsprodukt empfindlich senken könnte.
Die Unberechenbarkeit dieser Politik wurde auch durch Trumps Ankündigung vom 6. Mai untermauert, 100-prozentige Zölle auf im Ausland produzierte Filme zu erheben, um eine angeblich „sterbende“ heimische Filmindustrie zu schützen. Die fundamentale Unklarheit darüber, was genau als „ausländischer Film“ gelten solle, und die Warnungen von Branchenexperten, dass solche Zölle die Produktionskosten massiv in die Höhe treiben und letztlich zu Jobverlusten führen würden, zeigten die Widersprüchlichkeit des Vorstoßes. Er schien mehr von protektionistischer Rhetorik und dem Wunsch, eine als liberal geltende Branche zu attackieren, getrieben zu sein als von ökonomischer Rationalität.
Dass die US-Wirtschaft bereits unter Druck stand, illustrierte ein Bericht vom 10. Mai über den Fast-Food-Riesen McDonald’s. Dessen signifikant gesunkene Umsätze, besonders auf dem US-Markt, wurden als Seismograph für eine Konsumstimmung gewertet, die von wirtschaftlicher Unsicherheit, Inflation und einem Wandel im Konsumverhalten geprägt ist. Die Handelspolitik der Trump-Regierung und die daraus resultierenden Zölle verstärkten diese Verunsicherung bei Unternehmen und Verbrauchern.
Internationale Beziehungen: Zwischen Hegemonialanspruch und Isolation
Die aggressive Handelspolitik und Trumps unkonventioneller Stil hinterließen auch tiefe Spuren in den internationalen Beziehungen. Die Lage Kanadas unter dem neuen Premierminister Mark Carney, der laut einem Bericht vom 9. Mai sein Land durch eine Ära tiefgreifender Unsicherheit navigieren muss, wurde als „Drahtseilakt“ beschrieben. Trumps wiederholte Drohungen, Kanada zum 51. Bundesstaat zu machen, und empfindliche Strafzölle hatten zwar eine „patriotische Welle“ in Kanada ausgelöst und Carney ins Amt verholfen, doch die Verhandlungen mit Washington blieben ein „Tanz auf dem Vulkan“. Carney verfolgte eine Strategie der dosierten Konfrontation und versuchte, Kanadas Rolle jenseits der amerikanischen Umklammerung neu zu definieren, unter anderem durch eine stärkere Hinwendung zu Europa.
Noch angespannter gestalteten sich die Beziehungen zu Mexiko, wie ein Artikel vom 6. Mai darlegte. Trumps Bestrebungen, die Südgrenze der USA in eine militärische Festung zu verwandeln – unter anderem durch die Einrichtung von „National Defense Areas“, in denen US-Soldaten weitreichende Befugnisse erhalten –, und sein Drängen auf direkte militärische Interventionen in Mexiko zur Bekämpfung von Drogenkartellen stießen auf entschiedenen Widerstand der mexikanischen Präsidentin Claudia Sheinbaum. Ihre klare Botschaft „Souveränität ist nicht käuflich“ und Trumps herablassende Reaktion vertieften die diplomatischen Gräben.
Trumps generelle außenpolitische Linie, wie sie im NBC-Interview vom 5. Mai deutlich wurde, war von Ambivalenz und Machtdemonstrationen geprägt. Seine Gedankenspiele, Grönland unter US-Kontrolle zu bringen und dabei militärische Mittel nicht auszuschließen, ignorierten die Souveränität Dänemarks. Im Ukraine-Konflikt und beim Iran-Atomprogramm schwankte er zwischen Friedensbeteuerungen und Drohgebärden, was eine verlässliche Einschätzung seiner Ziele erschwerte.
Gesellschaft im Umbruch: Protest, Polarisierung und die Macht der Symbole
Auch gesellschaftlich und kulturell war die Woche von tiefen Konfliktlinien geprägt. Die anhaltenden pro-palästinensischen Studierendenproteste an der Columbia University und die zunehmend harte Reaktion der Universitätsleitung unter massivem Druck der Trump-Regierung standen im Fokus eines Berichts vom 10. Mai. Die Streichung von Bundesforschungsgeldern, die Forderung nach politischen Änderungen an der Universität und die Drohung mit Abschiebung internationaler Studierender zeigten, wie Washington die akademische Freiheit und Selbstverwaltung untergräbt. Der Konflikt wurde als Menetekel für die gesamte amerikanische Hochschullandschaft gewertet.
Die Gründung von Starbase, Texas, durch Elon Musks SpaceX, thematisiert am 8. Mai, warf ein Schlaglicht auf die wachsende Macht von Tech-Giganten und die Schaffung von Zonen maximaler unternehmerischer Autonomie. Die neue Firmenstadt, deren Wählerschaft fast ausschließlich aus SpaceX-Mitarbeitern bestand, wurde als Lehrstück über die Kollision von visionären Technologieprojekten mit lokalen Realitäten, Umweltbedenken und demokratischen Prinzipien interpretiert.
Wie sehr politische Debatten von Symbolik und Provokation bestimmt werden, zeigten zwei weitere Ereignisse: Die Kontroverse um ein KI-generiertes Bild Donald Trumps als Pontifex, lanciert während der Trauer um Papst Franziskus (Bericht vom 7. Mai), wurde als gezielte Tabuverletzung und Instrumentalisierung religiöser Symbole im politischen Kampf gewertet. Ebenfalls am 7. Mai wurde über Trumps Fantasie berichtet, die seit über 60 Jahren geschlossene Gefängnisinsel Alcatraz wiederaufzubauen und als Haftanstalt für Amerikas „skrupelloseste Straftäter“ neu zu eröffnen. Der Vorstoß ignorierte nicht nur kolossale Kosten und den maroden Zustand der Insel, sondern auch die tiefgreifenden Krisen im US-Strafvollzugssystem und erschien als reines Ablenkungsmanöver und Symbolpolitik.
Washingtons neue Gilde: Wenn Milliardäre die Machtzentrale erobern
Einen übergeordneten Rahmen für viele dieser Entwicklungen bot ein tiefgründiger Artikel vom 8. Mai über die beispiellose Konzentration von Milliardären und Multimillionären in Schlüsselpositionen der Trump-Administration. Die Verflechtung von unermesslichem Reichtum und politischer Macht erreiche eine neue Dimension und nähre den Verdacht einer aufziehenden Oligarchie. Elon Musk, der als Co-Leiter des „Department of Government Efficiency“ direkten Zugang zum Weißen Haus erhält, und andere Superreiche, die oft jene Industrien überwachen, aus denen ihre Vermögen stammen, markierten eine fundamentale Transformation. Die Motivationen reichten von strategischer Einflussnahme bis hin zu demütiger Unterwerfung, um Geschäftsinteressen zu schützen. Die exorbitanten Spenden für Trumps Inaugurationsfeierlichkeiten und die Geheimhaltung von Besucherlisten des Weißen Hauses verstärkten den Eindruck einer intransparenten, käuflichen Politik, deren Kollateralschäden von schwindender Glaubwürdigkeit der Unternehmen bis zur Vertiefung der gesellschaftlichen Spaltung reichten.
Die vergangene Woche hat somit ein facettenreiches, aber in seiner Gesamtheit besorgniserregendes Bild der politischen Landschaft in den USA gezeichnet. Die Herausforderungen für demokratische Institutionen, wirtschaftliche Stabilität und den gesellschaftlichen Zusammenhalt sind immens. Ob die von verschiedenen Akteuren formulierten Gegenstrategien und der zivile Widerstand ausreichen werden, um eine weitere Erosion abzuwenden, bleibt die zentrale Frage, die die kommenden Monate und Jahre prägen wird.