
Wiederaufbau gegen Zugang zu Bodenschätzen
Die Vereinigten Staaten von Amerika (USA) und die Ukraine haben ein wichtiges Wirtschafts-Abkommen unterschrieben. Die Verhandlungen dafür waren lang und sehr schwierig. Im Kern geht es darum: Die USA versprechen der Ukraine Geld für den Wiederaufbau des Landes nach dem Krieg mit Russland. Im Gegenzug bekommen amerikanische Firmen einen besonderen Zugang zu den Rohstoffen, die im ukrainischen Boden liegen. Das sind zum Beispiel wertvolle Mineralien.
Die amerikanische Regierung unter Präsident Donald Trump will den Krieg in der Ukraine möglichst schnell beenden. Sie sieht internationale Beziehungen oft wie ein Geschäft, bei dem beide Seiten etwas bekommen müssen. Das neue Abkommen ist deshalb sehr kompliziert. Es enthält wirtschaftliche Hoffnungen für die Ukraine, politische Ziele der USA und es zeigt auch, dass die USA in dieser Beziehung mehr Macht haben als die Ukraine.
Der schwierige Weg zum Abkommen
Die Verhandlungen für dieses Abkommen waren alles andere als einfach. Es gab viel Streit und sogar öffentliche Beleidigungen. Ein geplanter Besuch des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Washington endete sehr schlecht. Präsident Trump und sein Vize-Präsident JD Vance warfen Selenskyj vor laufenden Kameras Undankbarkeit vor. Das war eine schwere Beleidigung und zeigte, wie abhängig die Ukraine von den USA ist. Es zeigte auch, wie unberechenbar die Politik der USA unter Präsident Trump sein kann. Um Druck auf die Ukraine auszuüben, stoppten die USA sogar für kurze Zeit wichtige Hilfs-Lieferungen.

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Harte Forderungen der USA und der Kompromiss
Am Anfang der Verhandlungen wollten die USA anscheinend viel mehr, als jetzt im fertigen Abkommen steht. Erste Ideen für das Abkommen, die bekannt wurden, wären sehr schlecht für die Ukraine gewesen. Die USA forderten Berichten zufolge:
- Amerikanische Firmen sollten einen exklusiven Zugang zu allen Rohstoff-Projekten bekommen – also zu neuen und auch zu bereits bestehenden. (Exklusiv bedeutet: Nur sie allein dürfen das).
- Die USA wollten auch Kontrolle über die Energie-Versorgung der Ukraine und über wichtige Häfen bekommen.
- Besonders problematisch war: Die USA wollten, dass die Ukraine die bisherige Hilfe (viele Milliarden Dollar für Militär und Finanzen) wie einen Kredit behandelt. Die Ukraine sollte dieses Geld aus den zukünftigen Gewinnen mit Rohstoffen zurückzahlen. Das hätte die Ukraine für viele Generationen verschuldet. Die Ukraine hat diese Forderung streng abgelehnt.
Was steht im fertigen Abkommen?
Das Abkommen, das jetzt unterschrieben wurde, ist ein wichtiger Erfolg für die Ukraine. Die Verhandlerinnen und Verhandler der Ukraine konnten viele der schlimmsten Forderungen abwehren. Das steht jetzt drin:
- Amerikanische Firmen bekommen nur einen „besonderen“ (privilegierten) Zugang zu neuen Rohstoff-Projekten. Dieser Zugang ist nicht exklusiv, auch Firmen aus anderen Ländern können sich bewerben.
- Nur die Hälfte (50 Prozent) der Einnahmen aus diesen zukünftigen Projekten fließt in einen gemeinsamen Fonds. Bestehende Geschäfte der Ukraine mit Rohstoffen sind davon nicht betroffen.
- Ganz wichtig: Die bisherige Hilfe der USA muss nicht zurückgezahlt werden. Sie wird nicht als Schulden verbucht.
- Allerdings: Zukünftige Militär-Hilfe der USA kann als Beitrag der USA zum gemeinsamen Fonds gezählt werden. Das ist eine interessante Möglichkeit zur Verrechnung.
- Die Energie-Versorgung und die Häfen bleiben unter der Kontrolle der Ukraine.
Dass aus den sehr harten Forderungen der USA am Ende dieser Kompromiss wurde, zeigt zwei Dinge: Die Ukraine hat hartnäckig verhandelt. Aber vielleicht haben auch die USA gemerkt, dass sie der Ukraine nicht einfach ihren Willen aufzwingen können.
Ein gemeinsamer Fonds – Wer hat die Kontrolle?
Das wichtigste Element des Abkommens ist ein gemeinsamer Fonds. Er heißt „Amerikanisch-ukrainischer Investitionsfonds für den Wiederaufbau“. Beide Länder sagen, dass sie dabei Partner sind und gleichberechtigt zusammenarbeiten. Der Fonds soll zur Hälfte von beiden Ländern gefüllt werden. Die Ukraine bezahlt ihren Anteil aus zukünftigen Einnahmen durch den Verkauf von Rohstoffen (Lizenzen und Verkäufe). Die USA bezahlen Geld ein oder rechnen neue Militär-Hilfe als ihren Anteil an. Die Gewinne, die der Fonds macht, sollen in den ersten zehn Jahren wieder nur in der Ukraine investiert werden, um den Wiederaufbau zu unterstützen.
Aber eine wichtige Frage bleibt: Wer kontrolliert diesen Fonds und das viele Geld darin? Das ist ein heikler Punkt. Die USA wollten angeblich zuerst, dass der Fonds seinen Sitz in den USA hat und dass Amerikaner die Mehrheit im Direktorium haben. Damit hätten die USA die Kontrolle gehabt. Im fertigen Abkommen steht das aber laut Berichten nicht mehr so klar drin. Die ukrainische Wirtschafts-Ministerin betont, dass der Fonds gleichberechtigt betrieben wird.
Trotzdem gibt es ein Ungleich-Gewicht: Die USA sind eine Weltmacht und der wichtigste Waffen-Lieferant für die Ukraine. Dadurch haben sie automatisch mehr Einfluss. Wie genau die Verwaltung des Fonds und die Entscheidungen darin funktionieren werden, ist noch nicht öffentlich bekannt. Hier könnte es in Zukunft noch Streit geben.
Hoffnung und Risiko für die Ukraine
Für die Ukraine bedeutet das Abkommen vor allem Hoffnung.
- Hoffnung auf dringend benötigtes Geld, um das vom Krieg zerstörte Land wieder aufzubauen (Straßen, Häuser, Fabriken).
- Hoffnung auf moderne Technologie aus den USA.
- Hoffnung, dass dieses Abkommen ein positives Signal für andere Investoren aus der ganzen Welt ist, auch Geld in der Ukraine anzulegen.
Aber es gibt auch Risiken für die Ukraine:
- Könnte die Ukraine dadurch zu abhängig von den Interessen der USA werden?
- Besteht die Gefahr, dass die wertvollen Rohstoffe des Landes am Ende doch „ausverkauft“ werden, auch wenn das jetzt bestritten wird?
- Und vor allem: Sind die Rohstoffe im ukrainischen Boden wirklich so wertvoll und können sie überhaupt abgebaut werden?
Der Schatz im Boden – Realität oder Traum?
Die Ukraine hat tatsächlich viele wichtige Rohstoffe im Boden. Dazu gehören zum Beispiel Titan, Lithium, Graphit und Uran. Diese Stoffe sind sehr wichtig für Zukunfts-Technologien, zum Beispiel für Batterien (für Elektro-Autos), für die Luft- und Raumfahrt oder für Atom-Energie. Die Regierung von Präsident Trump sieht darin eine Chance für die USA, weniger abhängig von China zu werden, das bisher viele dieser Rohstoffe liefert.
Aber Fach-Leute warnen davor, zu viel zu erwarten. Viele der Rohstoff-Vorkommen in der Ukraine sind noch gar nicht genau erforscht. Oft gibt es nur alte Daten aus der Zeit der Sowjetunion. Der Abbau der Rohstoffe und ihre Verarbeitung zu hochwertigen Produkten kosten sehr viel Geld. Man braucht dafür neue Infrastruktur (Straßen, Bahnlinien, Strom) und moderne Technologie. Außerdem verbraucht der Abbau viel Energie und kann der Umwelt schaden. Es ist deshalb schwierig, mit den Kosten in China zu konkurrieren.
Ein weiteres sehr großes Problem ist: Viele der wertvollen Rohstoffe liegen im Osten und Süden der Ukraine. Diese Gebiete sind entweder von Russland besetzt oder es wird dort noch gekämpft. Selbst nach einem Waffen-Stillstand wird es extrem schwierig und gefährlich sein, dort Rohstoffe abzubauen. Der vermeintliche Schatz im ukrainischen Boden könnte sich also als ein Traum herausstellen, der nur sehr schwer oder gar nicht zu verwirklichen ist.
Der Deal als politisches Werkzeug der USA
Für die Regierung der USA ist das Abkommen mit der Ukraine viel mehr als nur ein Wirtschafts-Geschäft. Es ist ein wichtiges Werkzeug für ihre Politik gegenüber der Ukraine und Russland. Und es ist Teil ihrer Bemühungen, den Krieg zu beenden.
Offiziell sagen die USA: Das Abkommen ist ein klares Signal an Russland. Es soll zeigen, dass die USA sich langfristig für eine freie, unabhängige und wirtschaftlich starke Ukraine einsetzen. Die USA wollen sich wirtschaftlich in der Ukraine engagieren. Dadurch haben sie ein Interesse daran, dass das Land stabil bleibt. Das soll eine Art wirtschaftliche Sicherheits-Garantie für die Ukraine sein. Eine klare militärische Sicherheits-Garantie, zum Beispiel eine Mitgliedschaft in der NATO, will die Regierung von Präsident Trump der Ukraine aber nicht geben.
Innen-Politik und Konkurrenz mit China
Das Abkommen dient auch innen-politischen Zielen in den USA. Präsident Trump kann seinen Anhängerinnen und Anhängern zeigen: Seht her, die viele Milliarden Dollar teure Hilfe für die Ukraine ist kein Geschenk. Die USA bekommen möglicherweise etwas dafür zurück, nämlich Zugang zu Rohstoffen. Auch wenn diese Darstellung die Realität des Abkommens etwas verdreht, wird die Geschichte vom vorteilhaften Geschäft für Amerika erzählt.
Der Deal stärkt auch den amerikanischen Einfluss in der Ukraine. Er soll mit dafür sorgen, dass amerikanische Standards dort eingeführt werden. Er soll auch verhindern, dass Russland oder Firmen, die Russland unterstützen, vom Wiederaufbau der Ukraine profitieren. Der Zugang zu den wichtigen Rohstoffen spielt auch eine Rolle im großen strategischen Konkurrenz-Kampf zwischen den USA und China.
Persönliche Politik und Europas Sorgen
Die oft schwierige und wechselhafte Beziehung zwischen Präsident Trump und Präsident Selenskyj – mal gab es öffentlichen Streit, mal scheinbar versöhnliche Treffen – zeigt: Auch persönliche Beziehungen und Gefühle spielen in dieser Politik eine Rolle. Die Ungeduld von Präsident Trump, sein Drängen auf einen schnellen Abschluss des Deals und seine oft widersprüchlichen Signale gegenüber Russland und der Ukraine prägen die ganze Situation.
Die europäischen Partner-Länder der USA beobachten das Vorgehen der Amerikaner mit gemischten Gefühlen. Einerseits sind sie erleichtert, dass es überhaupt ein Abkommen gibt, das der Ukraine helfen könnte. Andererseits machen sie sich Sorgen über die Methoden der USA (Druck, harte Forderungen). Sie befürchten auch, dass die USA vielleicht einen schnellen Frieden in der Ukraine wollen, der am Ende schlecht für die Sicherheit Europas sein könnte (zum Beispiel, wenn Russland dadurch zu stark wird). Immerhin wurde darauf geachtet, dass das Abkommen keine offensichtlichen Hürden für einen späteren Beitritt der Ukraine zur Europäischen Union (EU) schafft.
Fazit: Ein Handel mit ungewisser Zukunft
Das Wirtschafts-Abkommen zwischen den USA und der Ukraine ist ein Spiegelbild einer sehr komplizierten Situation. Auf der einen Seite steht die Ukraine, ein Land im Krieg, das ums Überleben kämpft. Es braucht dringend Hilfe für den Wiederaufbau und für seine Sicherheit. Auf der anderen Seite steht die US-Regierung unter Präsident Trump, die versucht, mit einem „Deal“ mehrere Ziele gleichzeitig zu erreichen: wirtschaftliche Vorteile für die USA, politische Ziele in der Welt und einen Ausweg aus einem teuren und langen Konflikt.
Ob dieser Pakt wirklich zu einer stabilen Partnerschaft führt, ob er der Ukraine wirtschaftlich hilft und zu einem dauerhaften Frieden beiträgt, ist noch völlig unklar. Es könnte auch sein, dass er nur eine weitere Episode in einem ungleichen Ringen zwischen einem mächtigen und einem schwächeren Partner ist, dessen Ausgang ungewiss ist. Die Verträge sind unterschrieben. Aber die entscheidenden Kapitel dieser Geschichte werden erst jetzt geschrieben – im ukrainischen Boden und an den Verhandlungs-Tischen der Welt-Politik.
Info aus ‚Politik Leicht Gemacht‘: Dieser Beitrag ist in Einfacher Sprache verfasst. Das bedeutet: Kürzere Sätze und einfache Wörter helfen beim Verstehen. Den ausführlichen Original-Artikel in Standard-Sprache finden Sie hier: https://letterkasten.de/kiews-pakt-mit-washington-wiederaufbau-als-waehrung-im-rohstoff-poker/