Demontage der vierten Gewalt: Wie das Weiße Haus unter Leavitt die Medienlandschaft neu ordnet

Die Amtszeit des ehemaligen Präsidenten Trump war von einer notorisch angespannten Beziehung zu den Medien geprägt. Nun, in seiner zweiten Amtszeit, scheint sich diese Dynamik unter der Ägide der neuen Pressesprecherin Karoline Leavitt nochmals zu verschärfen und eine neue Phase der strategischen Neuausrichtung der Kommunikation des Weißen Hauses einzuleiten. Die erst 27-jährige Leavitt, die bereits im Wahlkampf als unerschrockene Verteidigerin Trumps agierte, nutzt ihre exponierte Position nicht nur zur Verbreitung der Regierungsagenda, sondern auch zur aktiven Umgestaltung des journalistischen Ökosystems, das über die Aktivitäten der Exekutive berichtet.

Schulterschluss mit Bloggern und Influencern: Das Weiße Haus öffnet sich der „neuen Medienlandschaft“

Ein zentrales Element der neuen Kommunikationsstrategie ist die gezielte Einbindung sogenannter „neuer Medien“ in die traditionellen Pressebriefings. Unter dem Vorwand, sich an eine veränderte Medienlandschaft anzupassen und dem gesunkenen Vertrauen in etablierte Nachrichtenorganisationen Rechnung zu tragen, öffnet Leavitt den normalerweise den klassischen Medien vorbehaltenen Pressesaal für Podcaster, Social-Media-Influencer und „Content Creator“. Diese Maßnahme wird von der Administration als notwendige Modernisierung dargestellt, um Trumps Botschaft breiter zu streuen, insbesondere unter jüngeren Zielgruppen. Kritiker hingegen sehen darin einen strategischen Schachzug, um ein wohlgesonneneres Publikum zu schaffen und kritische Stimmen zu marginalisieren. Indem regierungsnahe oder Trump-freundliche Akteure bevorzugt werden, drohen die Pressebriefings zu inszenierten Veranstaltungen zu verkommen, bei denen kritische Nachfragen seltener werden und die Grenze zwischen Journalismus und politischer Aktivität weiter verschwimmt. Die demonstrative Platzierung eines „neuen Mediensitzes“ in der ersten Reihe des Briefingraums unterstreicht die symbolische Aufwertung dieser Akteure. Während etablierte Medienorganisationen traditionell über die White House Correspondents‘ Association (WHCA) die Sitzordnung und den Zugang zum Pressepool regeln, deutet die neue Politik auf einen Versuch der Administration hin, direkten Einfluss auf diese Prozesse zu nehmen und so die kritische Distanz der Presse weiter zu untergraben.

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Konfrontation und Ausgrenzung: Der Kampf gegen die „Legacy-Medien“ eskaliert

Parallel zur Öffnung gegenüber „neuen Medien“ setzt die Trump-Administration unter Leavitts Führung die offene Konfrontation mit traditionellen Nachrichtenorganisationen fort. Regelmäßig werden etablierte Medien vom Podium aus der Verbreitung von „Lügen“ und „Voreingenommenheit“ bezichtigt. Diese Rhetorik, die bereits während Trumps erster Amtszeit ein zentrales Element seiner Kommunikationsstrategie war, dient dazu, die Glaubwürdigkeit kritischer Berichterstattung zu delegitimieren und das Vertrauen der Öffentlichkeit in diese Institutionen weiter zu schwächen. Konkrete Maßnahmen wie der zeitweise Ausschluss von Reportern und Fotografen der Nachrichtenagentur Associated Press (AP) aus dem Oval Office aufgrund einer redaktionellen Meinungsverschiedenheit oder die Politik, E-Mails von Journalisten mit Pronomen in der Signatur zu ignorieren, demonstrieren eine готовность der Administration, den Zugang zur Exekutive als Druckmittel gegen unerwünschte Berichterstattung einzusetzen. Auch die Abfälligkeiten Leavitts über Journalisten in privaten Gesprächen zeugen von einer tief verwurzelten Feindseligkeit gegenüber kritischen Medienvertretern. Die Weigerung, unbequeme Fakten oder kritische Fragen anzuerkennen oder zu beantworten, sowie die Verbreitung von nachweislich falschen oder irreführenden Behauptungen in Pressebriefings untergraben zusätzlich die Informationsgrundlage des öffentlichen Diskurses und erschweren eine faktenbasierte Auseinandersetzung mit der Regierungspolitik. Die betont aggressive und kämpferische Rhetorik Leavitts, die oft Trumps eigenen Stil imitiert, trägt maßgeblich zu dieser vergifteten Atmosphäre bei und lässt die traditionelle Rolle einer Pressesprecherin, die als Brücke zwischen Regierung und Presse fungieren sollte, immer mehr in den Hintergrund treten.

Die Neugestaltung der Medienbeziehungen unter Karoline Leavitt ist somit mehr als nur eine Anpassung an eine veränderte Medienlandschaft. Es ist ein strategischer Versuch, die vierte Gewalt zu schwächen, kritische Stimmen zu isolieren und die eigene Narrative ungefiltert an die Bevölkerung zu tragen. Indem das Weiße Haus gezielt auf ein Netzwerk aus loyalen „neuen Medien“ setzt und gleichzeitig etablierte, kritische Medien aktiv bekämpft, entsteht eine fragmentierte Informationslandschaft, in der die Gefahr von Desinformation und die Erosion des öffentlichen Vertrauens in unabhängigen Journalismus wächst. Die junge Pressesprecherin erweist sich dabei als konsequente Vollstreckerin einer Kommunikationsstrategie, die die Prinzipien einer freien und unabhängigen Presse zunehmend in Frage stellt.

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